Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

84 WILHELM II. SCHILLERT 
seinen athenischen Landsleuten über Kunst und Philosophie diskutierte, 
bei den Spartanern die schwarze Suppe aß und bei den Persern das lange 
asiatische Gewand trug, traf auch auf Wilhelm II. zu, nur daß Alcibiades, 
wie ich annehme, bewußte Mimikry trieb. Bei Wilhelm II. war es mehr der 
Drang, zu gefallen und zu diesem Zweck sich zu assimilieren. In Rußland 
empfand er wie ein sehr vornehmer russischer Generaladjutant alten Stils 
oder auch wie ein aus Oldenburg, Altenburg oder Strelitz nach Rußland 
eingewanderter Prinz, in England wie ein Enkel der Königin und „Admiral 
of the fleet“, in Wien schwarz-gelb und in Pest magyarisch. In Italien 
schillerte er in verschiedenen Nuancen. Im Quirinal war er ganz Casa 
Savoia, im Vatikan sah er sich im Geiste als Schutzherrn des römischen 
Papsttums, wie es einst die römischen Kaiser deutscher Nation gewesen 
waren oder wenigstens sein wollten, in Sizilien folgte er den Spuren der 
Hohenstaufen.
	        
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