Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

126 EMPRESSIERTE HULDIGUNGEN 
„In Franken hatte ich jetzt Gelegenheit, zu beobachten, mit welcher Ge- 
schicklichkeit Ihr Gatte die Leute zu behandeln versteht und wie er auch 
sonst geistig und, last not least, auch mit seinen körperlichen Kräften seiner 
schweren Aufgabe in jeder Beziehung gewachsen ist. Es war mir, wenn auch 
nicht überraschend, so doch eine große Beruhigung und Freude, dies 
beobachten zu können, und eile ich, Ihnen davon Mitteilung zu machen. 
Sie reden Bernhard wohl nicht von diesem Brief, den ich eben nur an seine 
von mir hochverehrte Frau richte, hoffend, dadurch etwas zu Ihrer Be- 
ruhigung beitragen zu können. Ich sage Ihnen ja nichts Neues, wenn ich 
Ihnen von den vorzüglichen Eigenschaften Ihres Gatten rede. Freuen und 
beruhigen und mit Stolz erfüllen muß es Sie aber, wenn ich Ihnen mittceile, 
daß alle Bayern voll des Lobes über Ihren Bernhard sind. Das Maßvolle, 
Ruhige und Wohlwollende in seinem ganzen Wesen hat die Leute kapti- 
viert; wer wie Crailsheim eingehender mit ihm Geschäftliches besprach, 
staunt über die rasche Orientierungsgabe Ihres Gatten und seine tiefe 
Bildung auf allen Gebieten des Wissens. Das Rüstzeug für seine Aufgabe 
hat Ihr Gatte, mögen nun die unsterblichen Götter seinem Beginnen ihre 
Gunst zuwenden.“ Die Bitte, mir nicht von diesem Brief zu reden, war 
natürlich nicht ernst gemeint. Der Brief war nur für mich geschrieben, 
sollte aber durch jene feine Wendung als spontaner Herzenserguß erscheinen. 
Während der nächsten zwölf Jahre begleiteten mich die Huldigungen des 
Grafen Monts, wie in der antiken Tragödie der Chor der Handlung folgt. 
Zu Nutz und Frommen aller Streber und Kriecher gebe ich einige der 
Schlußwendungen wieder, mit denen er seine Briefe an mich eindrucks- 
voller zu gestalten bemüht war: 
Seien Sie der dankbarsten Anhänglichkeit versichert Ihres..... 
Ich verbleibe in dankbarster Gesinnung stets Ihr getreuer Diener Monts. 
(An meine Frau): Seien Sie, gnädigste Gönnerin, versichert der un- 
wandelbaren, dankbarsten Verehrung Ihres getreuen Dieners A. Montes. 
Zu Neujahr (auch an meine Gattin): Nochmals gratuliere ich zum Capo 
d’anno und bleibe im alten wie im neuen Jahr Ihnen und Bernhard stets 
treu und dankbarst ergebener A. Monts. 
Täglich preise ich mich glücklich, in München (Rom) zu sein, und weiß 
wohl, daß ich es nur und einzig und allein Bernhard verdanke. 
Gott behüte Sie in alle Wege! 
Möge Gott Sie in seinen ferneren, steten Schutz nehmen! 
Gratias quam maximas ago, semperque agam. 
In dankbarster Ergebenheit Ihr diplomatischer Kleinkünstler. 
Ihr treuer Prokonsul in Pannonien (München, Rom). 
Die Anrede war: Hochverebrter Gönner (an meine Frau: Gnädigste 
Gönnerin).
	        
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