Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

SUBMISSE GRATULATIONEN 127 
O et praesidium et dulce decus meum! 
Hatte Graf Anton Monts uns besuchen dürfen, so schrieb er mir: „Im 
Verkehr mit Ihnen gewinne ich den Glauben an die Menschheit wieder. 
Alle guten Leute sind ja leider meist dumm, alle klugen in der Regel 
schlecht. Sie aber und Ihre Gattin sind klug und gut, jede Kleinlichkeit 
ist Ihnen fern. Nochmals Dank für alles Gute! Ich begreife jetztimmer mehr, 
daß alle Legationssekretäre, die das Glück hatten, unter Ihnen zu stehen 
und in Ihrem Haus gute Sitte, Anstand und Grazie des Lebens zu studieren, 
so ganz anders werden.“ Namentlich der Ausdruck seiner unwandelbaren 
Dankbarkeit kehrt in seinen Briefen immer wieder. „Ich verehre in Bülow“, 
schrieb er an meine Frau, „‚den geistigen Vater meiner Münchener Gesandt- 
schaft (meiner römischen Botschaft), ich habe also alle Ursache, ihm dank- 
bar zu sein. Gott lohne ihm seine Freundschaft!“ Schon als er seiner Freude 
über meine Ernennung zum Botschafter in Rom Ausdruck gab, schrieb er 
mir: „Übrigens versichere ich Sie, daß meine Freude ganz neidlos ist. Wie 
ich immer willig Ihre Überlegenheit anerkannt und oft vertreten habe, als 
Sie keineswegs Persona grata bei gewissen Herren waren (Anspielung auf 
Marschall, Holstein und Kiderlen, denen er früher ebenso eifrig den Hof 
gemacht hatte), so freue ich mich jetzt von Herzen, daß es wenigstens 
einem guten Mann seinem Verdienst gemäß geht.“ 
„Der Verkehr mit zwei so seltenen Menschen, wie Sie und Ihre Gattin 
sind, ist immer ein wahrer Genuß für mich.“ 
„Sie aber, mein alter lieber Bülow, sind der Guten Zuflucht und Hofl- 
nung.“ 
An meine Frau: „Ich erflehe die Gunst aller Nixen auf die schönste und 
liebenswürdigste aller Botschafterinnen herab. Servitore umilissimo Monts.“ 
An mich: „Ich möchte immer im Schatten des Bülowschen Banners 
hausen.“ 
„Gratias aus vollem Herzen für Ihre und Ihrer Gattin Neujahrswünsche. 
Ich erwidere dieselben in gleicher Aufrichtigkeit und bitte, auch Donna 
Laura meine submissen Gratulationen zu Füßen zu legen. Mehr als sonst 
irgendeine italienische Dame verkörpern für mich Mutter und Tochter mit 
ihrer vollendeten Liebenswürdigkeit, mit ihrem Geist und ihrem Geschmack 
die italienische Grazie. Nur daß vielleicht Ihre Gattin noch mchr Güte 
des Herzens besitzt, als man selbst bei der vortrefflichsten Italienerin zu 
finden berechtigt ist.“ 
Und einige Tage später, auch an meine Frau: „Ich verdanke Bernhard 
schon so viel und bin nicht imstande, ihm auch nur einigermaßen das zu 
vergelten, was er in für mich nicht leichten Zeiten für mich Gutes getan hat. 
Möge er daher immer auf meine Ergebenheit rechnen und, welcher 
Dienst es auch sei, von mir verlangen! Ihr getreuer, gehorsamer Monts.“
	        
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