DER MAULESEL GIBRALTAR 131
der nahe Osten. Das ist heute, wo wir die Verbündeten von Österreich-
Ungarn geworden sind, zu bedenklich, namentlich wenn unsere Politik
einmal mit nicht sehr feiner und dabei fester Hand geführt werden sollte.
Bleibt nur Ostasien, der fernere Osten, da muß der Russe hin.“ Hinsichtlich
meiner innerpolitischen Aufgaben und insbesondere meines Auftretens im
Parlament erinnerte mich Schweinitz an einen klugen Ausspruch des
Sokrates. Dieser weise Mann hätte den jungen Alcibiades, der vor seinem
ersten Auftreten auf der Pnyx von einem gewissen Lampenfieber ergriffen
wurde, gefragt, ob er sich etwa fürchte, mit dem Wursthändler Ariston
oder dem Schuster Leander einzeln zu reden. Da dies nicht der Fall sei,
brauche er sich auch nicht vor denselben Leuten zu fürchten, wenn sie
zusammenstünden. Ich möge mir unsere verehrlichen Deputierten nur ein-
mal einzeln und in der Nähe ansehen, dann würden sie mir schwerlich noch
imponieren. „Aber die schwierigste Seite Ihrer Aufgabe“, fuhr Herr von
Schweinitz fort, „haben wir noch nicht berührt. Das ist das Verhältnis zum
Kaiser. Sehen Sie, als ich ein junger Offizier in Potsdam war, vor 1848,
wirlebten damals in sehr einfachen Verhältnissen, da erregte in Potsdam ein
Zirkus großes Interesse, in dem wurde ein Maulesel vorgeführt, der hieß
Gibraltar. Hundert Taler wurden demjenigen versprochen, der den Gi-
braltar dreimal um die Bahn des Zirkus herumreiten würde. Viele Ulanen,
Kürassiere und Husaren meldeten sich. Manche ritten den Gibraltar nur
einmal durch die Bahn, vor dem zweiten Versuch wurden sie herunter-
gebockt. Einigen wenigen gelang es zweimal, aber dreimal hat ihn keiner
herumgeritten. Auf die Dauer mit unserem allergnädigsten Herrn auszu-
kommen, erscheint mir ungefähr ebenso schwierig.“
An den Gibraltar habe ich oft zurückdenken müssen.