Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

XIV VORBEMERKUNG DES VERLAGES 
des öfteren verschoben. Dieses gilt insbesondere für die Stellungnahme 
des Verfassers zu der im November 1918 erfolgten Staatsumwälzung. 
An zahlreichen Stellen des Werkes hat der Fürst sich gegen Politiker 
wie Ebert und Erzberger geäußert, aber es ist charakteristisch, daß 
er versuchte, dem, was er anfänglich schroff abgelehnt hatte, später 
sachlich gerecht zu werden. Der vorliegende Band enthält mehrere 
Ausfälle gegen den ersten Reichspräsidenten Ebert (vergl. S. 125 und 
S. 286), aber wenige Jahre nach Niederschrift dieser ersten absprechenden 
Urteile nennt der Fürst, und zwar in dem dritten Bande der Denkwürdig- 
keiten, Ebert „einen Mann von natürlichem Anstand und gesundem 
Verstand‘ und hat den Eindruck, „mit einem redlichen und tüchtigen 
Mann zu sprechen“. Der Fürst führt in diesem später entstandenen 
Bande aus, Ebert habe ihn nicht zur Sozialdemokratie und Republik 
bekcehrt, und noch immer tadelt er die Revolution von 1918 in scharfen 
Worten, dann jedoch fährt Fürst Bülow wörtlich fort: „Aber nachdem, 
beginnend mit Bethmann Hollweg, im Weltkrieg vier Reichskanzler 
nacheinander völlig versagt hatten, nachdem Wilhelm II. ins Ausland 
geflohen und das durch den Genius von Bismarck und die Weisheit 
des alten Wilhelm I. geschaffene Deutsche Reich zusammengebrochen 
war, betrachtete ich es als ein Glück im Unglück, daß die Welle der 
Revolution auf den Präsidentenstuhl gerade diesen Mann trug. Er 
lieferte jedenfalls den Beweis, daß in unserem ach! so unpolitischen 
Deutschland der Arbeiterstand starke politische Talente, aller Ach- 
tung würdige Charaktere und hervorragende Parteiführer zu stellen 
vermag.“ 
Der Herausgeber des Werkes, Herr von Stockhammern, der die all- 
mähliche innere Wandlung des Fürsten aus täglichen Gesprächen noch 
in verstärktem Maße beobachten konnte, erwog deshalb, ob es mög- 
lich sei, einzelne solcher Ausfälle gegen Ebert und andere diesem 
nahestehende Politiker im Werke zu mildern oder auszumerzen. 
Am 27. Februar 1930, also noch vor Beginn des Druckes, verstarb Herr 
von Stockhammern. 
Der Verlag sieht auf Grund der geschlossenen Abmachungen und der 
noch darüber hinaus dem Fürsten Bülow gegebenen Erklärungen keine 
Möglichkeit, seinerseits solche Änderungen vorzunehmen. 
Fürst Bülow hat von Anfang an den größten Wert darauf gelegt, 
vollständig unabhängig von allen äußeren Einflüssen seine Erinnerungen 
niederzuschreiben und sie zur Veröffentlichung zu bringen.
	        
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