Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

xVIH. KAPITEL 
Jahresschluß 1898 . Prinz Heinrich über Ostasien « Erwerbung von Samoa » Großherzog 
Karl Alexander von Weimar « Erwerbung der Karolinen » Erhebung in den Grafen- 
stand (22. VI. 1899) - Burenkrieg + Cecil Rhodes in Berlin - Die öffentliche Meinung 
in Deutschland gegenüber dem Burenkonflikt « Die Kanalvorlage - Finanzminister 
von Miquel « Brief der Kaiserin über die Kanalvorlage « Die Kanalrcbellen 
ls das ereignisreiche Jahr 1898 zu Ende ging, erhielt ich am 12. De- 
zember 1898 das nachstehende Telegramm en clair des Kaisers: 
„Heute vor einem Jahr standen wir auf dem Deck $.M. S. ‚Deutschland‘ 
und gaben Heinrich das Geleit. Ungewiß lag die Zukunft vor uns und zum 
Teil drohend. Wie herrlich aber dank Ihrer kundigen Hand und Gottes 
Hilfe hat sich alles entwickelt! Zumal für unsere Marine ist die Entwicklung 
gesichert und unseren Kolonien der Schutz in Aussicht, dessen sie bedürfen. 
Möge Ihr besonnener Rat sowie der Beistand des Herrn auch ferner mir zur 
Seite stehen. Wilhelm I. R.“ 
Um dieselbe Zeit schrieb mir mein Vorgänger, der Freiherr von Marschall: 
„Hochverehrter Freund! Es drängt mich, Ihnen meine herzlichsten 
Wünsche zum neuen Jahr auszusprechen und Ihnen ganz besonders zu 
sagen, wie sehr ich mich über Ihren jüngsten parlamentarischen Erfolg ge- 
freut habe. Sie werden wohl von einem alten Parlamentarier, der, wie 
Bismarck sich einst mir gegenüber ausdrückte, unseren Reichstag als 
Belagerer und als Belagerter kennengelernt hat, die Anerkennung freundlich 
entgegennehmen, daß Ihre neuliche Rede an Form und Inhalt gleich aus- 
gezeichnet gewesen ist. Gerade die feinen Andeutungen, die den Ab- 
geordneten erkennen lassen, daß der Minister gern bereit wäre, über die ver- 
schiedensten Fragen der auswärtigen Politik Auskunft zu geben, aber nicht 
imstande ist, alles zu sagen, was er weiß, machen im Parlament einen vor- 
züglichen Eindruck. Sie haben sich in kürzester Frist das allgemeine Ver- 
trauen erworben und damit dasnatürliche Verhältnis zwischen Auswärtigem 
Amt und Volksvertretung wiederhergestellt, das mir in den letzten Jahren 
sehr zum Nachteil der auswärtigen Politik gefehlt hat. Von Herzen wünsche 
ich Ihnen und dem Reiche, daß das neue Jahr ebenso erfolgreich sein möge 
wie das vergangene und an Widerwärtigkeiten nicht mehr bringen möge. 
Brief 
Marschalls
	        
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