14 DIE POTSDAMER WACHTPARADE
Ruhm bedeckt hatte, vor dessen Front viele Träger historischer preußischer
Namen ihre Treue für König und Vaterland mit ihrem Blut besiegelt hatten,
an dessen Spitze kurz vor dem Ausgang des Weltkrieges mit dem Degen in
der Faust Oberst von Bismarck fiel. Als das Offizierkorps des 1. Garde-
regiments zu Fuß im August 1914, bevor das Regiment ins Feld rückte,
im Kasino des Regiments noch einmal das Kaiserpaar bei sich sah, übergab
die Kaiserin jedem der Offiziere mit ihren Segenswünschen eine Rose. Kaum
einer der Helden, die diese Auszeichnung erhielten, ist unverwundet zurück-
gekehrt, die meisten deckt fremde Erde... Prinz Eitel Friedrich von Preußen,
der zweite Sohn des Kaisers, der selbst bei dem „langen Potsdamer Regi-
ment“, wie es in der Armce hieß, gestanden und es im Kriege wacker ge-
führt hat, schreibt in seinem schönen Nachruf auf das Regiment, das 1678
durch den Großen Kurfürsten, den Begründer des Brandenburgisch-
Preußischen Staates, errichtet worden war: „Das erste Garderegiment hatte
bei Oudenarde und Malplaquet, bei Mollwitz und Hohenfriedberg, bei Prag,
Leuthen und Torgau, bei Großgörschen, Leipzig und Brienne, bei König-
grätz, Saint-Privat und Sedan gefochten. Es hat zweimal in einem Jahrhun-
dert, 1814 und 1870, vor Paris gestanden. Aber selbst: diese glänzenden
Waffentaten sollten verschwinden gegen das furchtbare Ringen im Welt-
kriege, das mit der Schlacht von Namur-Charleroi am 23.und 24. August 1914
begann und mit dem letzten Angriff in der Maas-Stellung am 10. November
1918 endete. Dazwischen vier lange Jahre unausgesetzter Kriegstätigkeit:
der Marsch durch Frankreich und Belgien gegen die Marne, die Schlacht
bei Reims, der Einsatz in Artois, die Schlachten in Flandern, die Abwehr-
kämpfe in der Champagne, der galizisch-polnische Feldzug 1915, die Herbst-
schlacht bei Arras und La Bassee, die Stellungskämpfe bei Roye und Noyon,
der zweimalige Einsatz in der Sommeschlacht, die Doppelschlacht Aisne-
Champagne, die Kämpfe in den Argonnen, die Durchbruchsschlacht in
Ostgalizien, die Schlachten bei Riga und an der Düna, die ‚Große Schlacht‘
in Frankreich, neue Stellungskämpfe bei Reims, die Schlacht bei Soissons,
die Marneschlacht von 1918, die Abwehrkämpfe zwischen Marne und Vesle,
Oise und Aisne, zwischen Argonnen und Maas, aus denen das letzte er-
bitterte Ringen an der Aisne hervorging, dem sich der Rückmarsch im
November 1918 in die Antwerpen-Maas-Stellung anschloß. In fünfzig
Monaten unausgesetzter Kriegstätigkeit gegen Feinde in Ost und West
besiegelten 124 Offiziere, 418 Unteroffiziere und 3208 brave Grenadiere
und Füsiliere des ersten Garderegiments zu Fuß ihre Treue mit dem
Tode.“ Das war das Ausklingen der Heldengeschichte der Potsdamer
Wachtparade. Das deutsche Volk wäre seines Namens, wäre einstiger
Größe und einstigen Ruhmes unwürdig, wenn es solches Heldentum
jemals vergäße.