Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

„HIER KAISER WILHELM!“ 375 
Um die Qualen meines unglücklichen Amtsvorgängers zu erhöhen, soll der 
Markgraf ihm täglich frische Äpfel vor das vergitterte Fenster haben legen 
lassen. In weniger grausamen Zeiten liebte es Markgraf Otto, der Markgraf 
mit dem Pfeil, mit seiner Gemahlin Heilwig von Holstein auf stolzem Schiff 
den See zu befahren und, von Spielleuten umgeben, mit ihr um den Sieg 
beim edlen Schachspiel zu ringen. In seinen prächtigen „Wanderungen 
durch die Mark“ hat uns der alte Fontane auch diese märkische Landschaft 
reizvoll geschildert. Nun stand wieder ein Markgraf von Brandenburg, der 
aber dazu König von Preußen und Deutscher Kaiser war, am Ufer des 
sagen- und märchenumsponnenen Werbellin-Sees, und seine Gemahlin, 
wieder eine Tochter des meerumschlungenen Holstein, röstete uns in Asche 
Kartoffeln, die wir mit gutem Appetit verzehrten. Als ich am Abend 
Hubertusstock verließ, reichte mir die Kaiserin die Hand mit den leise ge- 
sprochenen Worten: „Bitte, nehmen Sie an.“ 
Nicht lange nachher, am 16. Oktober 1900, wurde ich in Berlin an das 
Telephon gerufen, und es entspann sich das nachstehende Gespräch: 
„Hier Staatssekretär Graf Bülow.“ 
„Hier Kaiser Wilhelm. Hohenlohe hat mir erklärt, daß er es nicht länger 
machen kann und will. Kommen Sie nach Homburg.“
	        
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