Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

394 HINZPETER ÜBER SEINEN ZÖGLING 
Bewunderung erwehren für den Mann, der beides sich gewonnen habe, und 
Seine Majestät sei „wegen solchen seltenen Fundes“ glücklich zu preisen. 
Schwungvoll war der Glückwunsch unseres Botschafters in Madrid, 
Josef von Radowitz, der mir einst in Paris und vorher, während ich Ge- 
schäftsträger in Athen war, ein Vorgesetzter gewesen war, von dem ich 
manches gelernt hatte, mit dem aber nicht immer leicht auszukommen war: 
„Sie sind nun, vom Vertrauen aller getragen und gerufen, auf die Höhe 
gelangt. Gestatten Sie mir, in freudiger Ergebenheit Ihnen und uns dazu 
Glück zu wünschen, wenn ich auch wohl fühle, wie groß und ernst das 
persönliche Opfer ist, das Sie im Einsatz Ihrer ganzen Lebenskraft dabei 
bringen. Möge Ihnen vor allem das Rüstzeug der Gesundheit erhalten 
bleiben. Dann soll sich der alte Spruch erfüllen, der die Ziele der Gegenwart 
und Zukunft mit dem Vergangenen verbindet: 
Zu alter Wahrheit neue Liebe, 
Zu neuem Leben neue Triebe, 
Vor altem Bösen neues Grauen, 
Zum alten Gott ein neu Vertrauen, 
Ein neues Schwert zu neuem Kriege, 
Im alten Kriege neue Siege!“ 
Der langjährige württembergische Ministerpräsident Herr von Mitt- 
nacht, dem ich anläßlich seines in dieser Zeit erfolgten Rücktrittes den sehr 
verdienten Dank ausgeprochen hatte, den die Reichspolitik diesem klugen 
und charaktervollen Staatsmann schuldete, schrieb mit seinem Dank für 
meine Zuschrift: „Ich habe es freudig begrüßt, als das höchste Reichsamt 
in die Hände Eurer Exzellenz gelegt wurde, in welchen es wohl und sicher 
bewahrt ist.‘“ Schlicht und einfach, wie es seinem vornehmen Wesen ent- 
sprach, hatte mir der Oberhofmarschall Graf August Eulenburg, vom 
Kaiser über meine bevorstehende Ernennung unterrichtet, schon vor 
meinem Eintreffen in Homburg telegraphiert: „Innigen Glückwunsch und 
Gottes Segen.“ Ans Herz griff mir der Glückwunsch der Beamten des 
Chiffrierbüros, dieser ausgezeichneten Männer, durch deren Hände täglich 
die wichtigsten Meldungen und Instruktionen, große Staatsgeheimnisse 
gingen, deren Pflichttreue ihresgleichen suchte. „Euer Exzellenz‘, schrieb 
mir im Namen der Beamten des Chiffrierbüros ihr Vorsteher, der alte 
Geheimrat Willisch, „wollen gnädigst gestatten, daß die gehorsamst unter- 
zeichneten Beamten aus Anlaß der durch Übertragung der höchsten Würde 
des Reichs Eurer Exzellenz zuteil gewordenen ruhmvollen Allerhöchsten 
Auszeichnung in tiefster Ehrerbietung ihre treusten Glückwünsche dar- 
bringen dürfen. Wie dieselben mit stolzem Vertrauen und in unwandelbarer 
Verehrung und Dankbarkeit zu ihrem bisherigen Herrn Staatssekretär
	        
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