Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

452 DER FÜRST VON MONAKO 
grundsätzlich jeden nach seiner Fasson selig werden lasse. Ich müßte aber 
von ihm die bestimmte Zusage verlangen, daß er den Kaiser nicht mit 
seinen spiritistischen Neigungen anstecke und nicht etwa zu spiritistischen 
Spielereien verleite. Das sei bei dem Naturell Sr. Majestät zu gefährlich. 
Nachdem mir die Mutter Seiner Majestät, die Kaiserin Friedrich, gesagt 
hatte, sie bäte mich dringend, dafür zu sorgen, daß Eulenburg nicht etwa 
seinen kaiserlichen Freund spiritistisch infiziere, denn das würde ‚das 
Ende“ sein, hatte ich mit Philipp Eulenburg eine ernste Auseinander- 
setzung. Ich verlangte und erhielt von ihm sein Ehrenwort, daß er nicht 
versuchen werde, den Kaiser für den Spiritismus zu gewinnen oder in 
spiritistische Gedankengänge einzuspinnen. 
Am 5. Juli 1900 schrieb er mir aus Brunsbüttel: „Der Fürst von Monako 
war eben hier. Bei der langen Unterhaltung mit ihm sagte der Kaiser, daß 
jetzt von Frankreich gar nicht mehr die Rede in China und dem Osten sei, 
nur Rußland und Deutschland sprächen — alles andere schwiege. Die 
persönliche Verbindung zwischen ihm und dem Zaren wäre so intim und 
nahe wie kaum jemals vorher seit Lebzeiten Alexanders II. Ich möchte 
annehmen, daß Monako die interessante Nachricht an seinen Gefährten 
auf der ‚Alice‘, den ehemaligen französischen Konsul in Hamburg, 
schleunigst mitteilt.“ Der Fürst von Monako gehörte zu den Ausländern, 
denen der Deutsche Kaiser trotz aller Warnungen mit menschlich rühren- 
dem, politisch blindem Vertrauen entgegenkam, die er nicht nur seiner 
Freundschaft würdigte, sondern denen er auch vieles sagte, was sie nicht 
zu hören brauchten.
	        
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