Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

482 VON LENBACH GEMALT 
Morgen-Artikel noch ganz besonders lobend hervor, wie Eure Exzellenz 
nicht nur mit Fürstlichkeiten, Staatsmännern und Diplomaten Berührung 
gesucht, sondern auch der tüchtig emporstrebenden Bürgerschaft der 
bayrischen Residenzstadt grüßende Achtung bekundet hätten.“ 
Der Verehrung und Liebe, die der Gesandte für mich hegte, genügte aber 
diese amtliche Meldung nicht. Noch am gleichen Tage schrieb Graf Monts 
an meine Gattin: „Gnädigste Gräfin, da Sie vermutlich vom Besuch bei 
der armen Kaiserin Friedrich vor Ihrem Gatten nach Berlin zurückkehren, 
möchte ich Ihnen kurz über Bernhards hiesige Erfolge berichten. Er hat 
auf hoch und niedrig den allerbesten Eindruck gemacht, und brachte ihm 
sogar Publicus bei der Abfahrt ein lebhaftes spontanes Hoch aus. Der alte 
Regent, keineswegs leicht zu kaptivieren und im Grunde nur und ausschließ- 
lich an seine hohe Person denkend, ist entzückt, so äußerte er zu verschie- 
denen Persönlichkeiten; dito die Minister, dito u.a. auch Berchem, der, 
wie Sie wissen, keineswegs von Wohlwollen für B. früher überfloß. Ich 
denke, Bernhard hat sich hier recht viele Freunde erworben, das Terrain 
vorher ebneten freilich seine Leistungen und Reden; an Feinden fehlt es. 
ihm in gewissen Kreisen ja ohnehin nicht, um so mehr werden wir hier 
arbeiten, um ihm im Reich die neugewonnenen Stützen auch ferner dienst- 
willig zu erhalten. Ich habe mich übrigens recht gefreut, B. so frisch und in 
bester geistiger wie körperlicher Disposition zu sehen. Und doch war die 
China- und Krüger-Campagne keine Kleinigkeit, und in aller Schwere fühlt 
er auf sich die Verantwortlichkeit lasten. Hoffentlich macht Lenbach seine 
Sache gut. Er baissierte in letzter Zeit unendlich, bzw. malte nur noch 
fabrikmäßig fürs liebe Geld. Seine Frau drückt auf ihn sichtlich und möchte 
aus seinem Talent möglichst viel Geld herausquetschen, ehe dem immer: 
müden Meister der Tod den Pinsel aus der Hand nimmt. Dabei ist L. sehr 
reizbar, oft kommt der Bauer in elementarer Grobheit durch. In der 
Künstlerschaft, oft von ihm vergewaltigt, gärt es, sie wollen ihm die Prä- 
sidentschaft nehmen und dergleichen mehr. Vielleicht aber rafft sich L. 
bei dem Bild von Bernhard nochmals auf, auch alternden Künstlern ge- 
lingen ja mitunter noch große Würfe. Nun aber zum Schluß. Sie haben 
jetzt viel mit Weihnachten und noch mehr mit der Einrichtung des Palais. 
zu tun. Es wird gewiß une merveille an Geschmack und Schönheit werden. 
Donna Lauras Rat und Hilfe dabei wird mehr wert sein wie die Hand- 
reichung aller Berliner Stobwasser und Genossen. Möge Ihnen ein gutes 
Fest beschieden sein. Bitte, legen Sie mich Donna Laura zu Füßen und 
grüßen Sie den alten, ehrlichen Lichnowsky. In stets gleicher Verehrung 
und Dankbarkeit Ihr gehorsamst getreuer Monts.‘‘ Der Angriff, den Graf 
Monts gegen Lenbach richtete, war ungerecht. Lenbach war ein großer 
Künstler und ein edler Mensch. Dem Genius seiner Kunst wird noch gehuldigt.
	        
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