Der
Schwarze
Adlerorden
Alexander
Hohenlohe
492 „SO GUT HERAUSGEPAUKT“
Königs, die Königin Carola von Sachsen, schenkte mir nach dem Heimgang
ihres Gemahls diesen Tisch, der in Flottbeck in meinem Zimmer steht und
mich an einen der besten und bedeutendsten Fürsten erinnert, die Deutsch-
land gehabt hat.
Nach Berlin zurückgekehrt erhielt ich am Vorabend des Weihnachts-
tages, am 23. Dezember 1900, den Besuch des Kaisers. Er überreichte mir
den Schwarzen Adlerorden mit den Worten: „Das soll mein Dank dafür
sein, daß Sie mich vor dem Reichstag so gut herausgepaukt haben.‘ Ich
dankte von Herzen, bat aber, mir nicht zu häufig Gelegenheit zu solchen
Ritterdiensten zu geben. Ich sei jederzeit bereit, vor dem Parlament für
den Kaiser einzutreten, aber er schade sich selbst durch Unvorsichtigkeit,
Indiskretion und Mangel an Selbstbeherrschung. Nichts war herzlicher als
der Händedruck, mit dem der Kaiser mir versicherte, er werde von jetzt ab
mir nie wieder Anlaß geben, für ihn einzuspringen. Nur zwei Jahrzehnte
trennen mich zur Zeit, wo ich diese meine Erinnerungen diktiere, von der
Verleihung des höchsten preußischen Ordens. Als ich ihn erhielt, war ich
der jüngste Ritter, heute bin ich der Anciennität nach der älteste. Eheu
fugaces, Postume, Postume, labuntur anni.
Wohltuend berührte mich ein Brief, den ich bald nach der Verleihung
des Schwarzen Adlerordens von meinem Amtsvorgänger erhielt. Ich gebe
ihn wieder, um zu zeigen, in wie hohem Grade Fürst Chlodwig Hohenlohe
vornehme Gesinnung mit Güte des Herzens verband. Er schrieb mir aus
Meran am 26. Dezember: „Eure Exzellenz begrüße ich als der derzeitige
älteste Ritter des Schwarzen Adlerordens bei Ihrem Eintritt in unsere Mitte
und wünsche von Herzen Glück zu der wohlverdienten Auszeichnung.
Zugleich erlaube ich mir, Ihnen und der Gräfin meine besten Wünsche zu
dem bevorstehenden Jahreswechsel darzubringen. Möge das beginnende
Jahr Ihnen nur Gutes und weitere Erfolge bringen. Mit der Versicherung
freundschaftlicher Ergebenheit Ch. Hohenlohe.“ Einige Tage später schrieb
der zweite Sohn meines Amtsvorgängers, Prinz Alexander Hohenlohe,
damals Bezirkspräsident in Kolmar, an meine Frau: „Bei dem Beginn des
neuen Jahrs werden Ihnen voraussichtlich diesesmal so viele Glückwünsche
von allen Seiten zugehen, daß Sie kaum Zeit haben werden, sie alle zu be-
wältigen. Trotzdem müssen Sie mir erlauben, auch die meinigen denselben
hinzuzufügen mit der Bitte, Sie möchten sie zu denjenigen legen, von denen
Sie überzeugt sind, daß sie wirklich aufrichtig gemeint sind. Ich brauche
Ihnen nicht zu sagen, daß dieselben zugleich auch dem Reichskanzler
gelten sollen, dessen kostbare Zeit ich nicht durch einen direkt an ihn ge-
richteten Neujahrsbrief in Anspruch nehmen möchte. Auf dem Höhepunkt,
auf dem Sie beide am Anfang dieses neuen Jahrhunderts angelangt sind,
wird ja der gewöhnliche Sterbliche leicht versucht sein zu glauben, daß es