KAISERLICHE PRÄSENTE 157
der nach Überwindung unendlicher Gefahren und Schwierigkeiten die
Tochter des Königs Belli, die schöne Ingibjorg, trotz des Widerstands
ihrer bösen Brüder, Helgi und Halfdan, zur Gemahlin errang, am norwe-
gischen Strande ein prächtiges Denkmal errichtet. Aber die politischen
Sympathien der Norweger gingen wie ihr Handel und ihre Schiffahrt über-
wiegend in englischer Richtung. Die Errichtung eines Monuments für den
wackeren Frithjof war ebensowenig von dauernder Wirkung wie das
Geschenk eines Denkmals des größten Preußenkönigs an die Vereinigten
Staaten, die Errichtung eines Goethe-Denkmals in Rom, eines Denkmals
für König Wilhelm III. von England in London. Als das letztgenannte
Monument seinen Weg nach England genommen hatte, legte ich dem
Kaiser einen Ausschnitt aus der „Times“ vor, derzufolge im englischen
Parlament angefragt worden war, was die englische Regierung mit dieser
seltsamen Gabe zu tun gedenke. Ein schlagfertiger Vertreter des Foreign
Office auf der Regierungsbank hatte geantwortet, die Regierung beab-
sichtige, das Denkmal König Wilhelms III., der ein Oranier gewesen wäre,
vor einer Orangerie aufzustellen. Hinter dieser Bemerkung verzeichnete der
Parlamentsbericht: „Loud and general laughter.““ Auch das machte den
Kaiser nicht irre in seiner Neigung, andere Völker und Staaten durch
Geschenke zu erfreuen. Für Wilhelm II. traf, ein Beweis seiner gutmütigen
Veranlagung, die englische Wendung zu: to enjoy one’s self. Anderen Auf-
merksamkeiten zu erweisen, sich anderen gegenüber generös und nobel zu
zeigen, bereitete ihm selbst den größten Spaß. Es gelang König Eduard,
den Norwegern als König des selbständig gewordenen Norwegen den mit
seiner dritten Tochter, der Prinzessin Maud, verheirateten Prinzen Karl
von Dänemark, den zweiten Sohn des Königs Friedrich VII. von Dänemark,
mundgerecht zu machen. Die junge Prinzeß, die bis dahin mit ihrem Gatten
eine reizende Cottage in der Nähe von Sandringham bewohnt hatte,
empfand gar keine Lust, das großartige und bequeme englische Leben mit
einer weit weniger brillanten Existenz in dem melancholischen Christiania
(jetzt Oslo genannt) zu vertauschen. Sie sagte zu ihrem Vater, sie wolle
lieber auf dem kleinsten englischen, ja selbst irischen Pachthofe sitzen als
auf dem norwegischen Thron. König Eduard, der bei aller Bonhomie in
seiner Familie keinen Widerspruch duldete, erwiderte seiner Tochter auf
ihre Klagen und Bitten: „Prinzessinnen haben nicht Liebhabereien, son-
dern Pflichten.“ Prinz Karl nahm den echt norwegischen Namen Haakon
an mit der Chiffre VII., da es in fabelhaften Zeiten schon sechs norwegische
Könige mit dem Namen Haakon gegeben hat, darunter Haakon den Alten,
der sich im dreizehnten Jahrhundert Island und Grönland unterwarf. Des
jungen Königs Haakon Söhnchen, das 1905, bei der Erhebung des Vaters
auf den Königsthron, noch nicht zwei Jahre alt war und bis dahin Alexander