fullscreen: Bremisches Staats- und Verwaltungsrecht.

Die unterstellten Kommandobehörden 15 
  
  
anderen Reichskanzler kamen oft zu uns. Zuweilen hatten wir parlamen— 
tarischen Besuch. Ich gewann immer den Eindruck, daß die Herren gern bei 
uns waren, welcher Partei sie auch angehörten. Ihnen wie anderen Privat- 
personen gegenüber äußerte ich mich natürlich mit gebotener Zurückhaltung 
über die militärische Lage und meine Gedanken über den Frieden. 
Vertreter der Groß= und Schwerindustrie, des Handels und der Arbeit- 
nehmer= und Angestellten-Verbände kamen zuweilen und haben an unserem 
Tisch gesessen. 
Es kamen die neutralen Militär-Attachés, neutrale Offizier-Abord- 
nungen, die die Front bereisten, heimische und fremde Berichterstatter, 
auch Männer der Presse und der Wissenschaft sowie der Kunst. 
An der Tafel des Oberbefehlshabers ÖOst waren Vertreter aus allen 
Teilen Ost- und Westpreußens besonders häufig anwesend. 
Viele Fürsten waren bei uns zu Gast. 
Eine besondere Ehrung war es natürlich, wenn Seine Majestät der 
Kaiser uns besuchte. Die Unterhaltung blieb auch dann zwanglos, wir 
hatten das Gefühl, daß Seine Majestät gern bei uns war. 
Mir war der Gästebesuch bei Tisch deshalb ganz besonders lieb, da 
ich hier Gelegenheit fand, die verschiedenen Fragen, die zur Erörterung 
standen, zu besprechen. Ich hatte so nachher mehr Zeit für meine anderen 
militärischen Aufgaben. 
VI. 
Die Führung des Heeres verlangt Willen und Voraussicht, sie verlangt 
aber auch eine Beherrschung des gewaltigen Heeresorganismus, die nur 
durch eiserne Arbeit gewonnen und erhalten werden kann. Ein Mehr 
kommt hinzu, das ist das Verständnis für die Psyche der Truppen und die 
Eigenart des Feindes. Das läßt sich nicht mehr erarbeiten, es liegt wie 
unendlich vieles in der Persönlichkeit. Imponderabilien gewinnen mit der 
Größe der Aufgabe an Bedeutung. Vertrauen und der Siegglaube ver- 
binden Führer und Truppen. 
Die Heeresgruppen= und die Armee-Oberkommandos leisteten uns 
selbsttätige und verständnisvolle Mitarbeit bei unserer so überaus schweren 
Aufgabe. Wir standen mit ihnen in regem Gedankenaustausch; die Ent- 
scheidung aber lag bei uns. Die Oberste Heeresleitung hatte auch auszu- 
gleichen und für Einheitlichkeit der Auffassung auf den unendlich vielen Ge- 
bieten zu sorgen, die das Leben der Armee ausmachen. Bei dem häufigen 
Verschieben der Truppen wurde dies besonders wichtig. 
Mit diesen gebotenen Einschränkungen waren die Kommandobehörden 
in ihren Befehlsbereichen selbständig. Das war ausgesprochener während 
der Operationen und im Angriff als im Stellungskrieg und in der Abwehr.
	        
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