BRIEFE, TELEGRAMME 275
Kanzel der Dreifaltigkeitskirche, zu deren Sprengel das Reichskanzlerpalais
gehört, Labusen, mit dem ich zweiunddreißig Jahre früher in Rom unter
dem deutschen Weihnachtsbaum im Palazzo Caffarelli gestanden hatte,
er als Geistlicher der dortigen kleinen evangelischen Gemeinde, ich als
Attache der Botschaft, telegraphierte mir: „Eure Durchlaucht wollen mir
gestatten, daß auch aus der Mitte der Kirchengemeinde heraus jubelnde
Zustimmung und heißer Dank ausgesprochen werde für die befreiende Tat.
Gott stärke Eure Durchlaucht für das schwere Werk und sei Ihnen und
unserem deutschen Volk, was die Losung des heutigen Tages sagt, Burg
und Schild.“ Diese Losung — „Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter,
mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild“ (Psalm 18, 3) — war
auch mir eine Stärkung gewesen.
Es ging eine gewaltige Bewegung durch das deutsche Volk, die in vielen
Hunderten von Briefen, Telegrammen und Schreiben an mich, auch in
vielen Blumenspenden zum Ausdruck kam. Unter den mir zugehenden
Versen waren auch solche, die zwar nicht an die Schönheit der Strophen in
dem herrlichen „Meister von Palmyra““ meines Dichter-Freundes Wil-
brandt heranreichten, aber gut gemeint waren. Ich führe als Zeichen der
damaligen Zeit nur die nachstehenden Verse an:
Das war mal recht! hör’ ich’s das Land durchdröhnen.
Wer fordert Frucht vom ungedüngten Feld?
Ob Grimm, ob Haß, ob Neid ihn bitter höhnen,
So bleibt doch fest der sturmerprobte Held.
Erworbene Rechte werden wir uns wahren.
Nie kann sich Licht dem Blinden offenbaren.
So war es recht! Es sollen nicht verzagen
Die Treuen, die voll Tapferkeit gekämpft.
Auch künftig soll der Feind es nimmer wagen,
Die Flamm’ zu schüren, die wir kaum gedämpft.
Die Kolonien wollen wir behalten
Und sie voll Lust nach unserm Sinn gestalten.
So war es recht! Wir lassen uns nicht rauben,
Was deutsche Kraft dem Vaterland erwarb.
Wir halten fest an unserm alten Glauben,
Daß deutscher Opfermut noch nicht erstarb.
Den Sohn der Niederelbe erfreute das plattdeutsche Telegramm, das
mir Oldenburger Verehrer sandten:
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