Für
Posadowsky
Bethmann —
für
Tschirschky
Schön
300 DIE BLOCKPOLITIK
im Reichstag geschrieben hatte: „Your Majesty, If anything in the world
can conduce to peace and harmony, sound sense and great ability of
statement, the speach of Prince Bülow on foreign policy in my humble
opinion is the finest piece of rhetoric and absolutely sound judgement it is
possible to conceive. I write as humble individual, but I hope, I aspire to
common sense. But as an Englishman all I say is, that his statement should
be accepted throughout the world as a master-piece uf sound reasoning. He
not only shows his patriotism as his first duty, but holds out the olivebranch
of peace to the world, in the most graceful manner. I hope that individuals
of other countries besides my own will note the greatness of Your Majesty’s
Chancellor. Your most obedient servant V. A. Montagu.“
Das Jahr 1907 brachte zwei bedeutungsvolle Wechsel im Reich und in
Preußen. Bei aller Wertschätzung der eminenten Kenntnisse und der
Arbeitskraft des Grafen Posadowsky mußte ich mich, nachdem ich mich
einmal für die, nicht von mir aber von anderen, „Blockpolitik‘ getaufte
Richtung entschieden hatte, die ich lieber als eine besonnene und allmäh-
liche Überleitung zu einem liberaleren inneren System und einer stärkeren
und häufigeren Heranziehung parlamentarischer Kräfte in die Regierung
bezeichnen möchte, von einem Mitarbeiter trennen, der dieser Wendung
innerlich widerstrebte. Ich ersetzte Posadowsky durch Bethmann, der
seinem Vorgänger in vieler Hinsicht nicht gewachsen war, von dem ich
aber sicher sein konnte, daß er, so lange ich Reichskanzler war, um mit
Bismarck zu reden, einschwenken würde wie ein Unteroffizier. Preußischer
Minister des Innern wurde der Bruder des Generalstabschefs, der Ober-
präsident von Ostpreußen, Friedrich von Moltke, um vier Jahre jünger als
jener, an gutem Willen und Lauterkeit des Wesens ihm ähnlich. Ich sorgte
dafür, daß Seine Majestät der Kaiser den hochverdienten Grafen Pusa-
dowsky durch ein für ihn in hohem Grade ehrenvolles Handschreiben und
durch die Übersendung seiner Büste in Marmor wie durch die ausdrückliche
Versicherung seines unveränderten Wohlwollens beglückte. Auch der vor-
treffliche Kultusminister Studt trat zurück, weniger unter dem Eindruck
der von liberaler Seite gegen ihn gerichteten Angriffe als im Hinblick auf
Kränklichkeit und hohes Alter. Er wurde ins Herrenhaus berufen und gleich-
zeitig mit einem besonders gnädigen Handschreiben ausgezeichnet. Vor-
greifend möchte ich jetzt schon erwähnen, daß im Herbst 1907 auch im
auswärtigen Dienst bedeutungsvolle Wechsel stattfanden. Der mir von
Seiner Majestät mehr oder weniger aufgedrängte Staatssekretär des Äußern
Tschirschky zeigte sich seiner Aufgabe, das Amt zu leiten und mich im
Verkehr mit den Diplomaten zu entlasten, in keiner Weise gewachsen. Er
war innerlich hochmütig, äußerlich steif und hölzern, Pessimist, immer der
„docteur tant pis‘‘, um mit Lafontaine zu sprechen, sehr empfindlich, allzu