MÖGLICHST GERÄUSCHLOS 329
Völkern. An diesem Standpunkt halte ich auch heute noch fest. Ferner
müssen wir in der Erkenntnis, daß es die Furcht vor unserer Stärke ist,
die andere Mächte davon abhält, über uns herzufallen, unsere militärische
Rüstung zu Wasser und zu Lande so achtunggebietend wie möglich
gestalten. Mißstimmung, die dadurch anderwärts entsteht, müssen wir
gelassen in Kauf nehmen, ohne darüber Erregung zu zeigen. Vereinbarun-
gen, die auf eine Einschränkung unserer Wehrmacht hinauslaufen, sind
für uns unter keinen Umständen diskutierbar. Eine Macht, die uns zu einer
solchen Vereinbarung auffordert, möge sich darüber klar sein, daß eine
solche Aufforderung den Krieg mit uns bedeutet. Neben der militärischen
dürfen wir aber auch nicht die finanzielle und wirtschaftliche Rüstung ver-
nachlässigen. Es ist auch vom Standpunkt unserer auswärtigen Politik,
d.h. im Interesse der Wahrung des Friedens und unserer Weltstellung,
unumgänglich, unsere öffentlichen Finanzen, deren heutiger Zustand dem
Auslande fortgesetzt zu übelwollender Anzweiflung unserer wirtschaft-
lichen und damit auch unserer politischen Widerstandskraft Anlaß bietet,
ohne Zögern und unter Hintansetzung ängstlicher Bedenken und Rück-
sichten auf Sonderinteressen einzelner Berufs- oder Bevölkerungsklassen
auf eine gesunde und für lange hinaus genügende Basis zu
bringen. Wie eine vielfältige Erfahrung lehrt, ist ein gutes Teil der Miß-
stimmung, die das Ausland gegen uns hegt und in politische Aktion umzu-
setzen strebt, auf Manifestationen unserer Presse und öffentlichen Meinung
zurückzuführen, in denen auf Denkweise und Stimmung anderer Nationen
keine binreichende Rücksicht genommen wird. Deshalb ist es erforderlich,
daß bei der konsequenten Verfolgung unserer oben bezeichneten Aufgaben
ruhig und möglichst geräuschlos verfahren wird. Die bessere Züge-
lung einer manchmal bemerkbaren herausfordernden und andere Nationen
ohne Not verletzenden Ruhmredigkeit in unserer Presse und in öffentlichen
Versammlungen ist eine wesentliche Vorbedingung für die Durchführung
einer kühlen und vorsichtigen, dabei aber entschlossenen Politik, wie sie
uns die derzeitige internationale Gestaltung auferlegt. Behalten wir anderer-
seits die vorbezeichneten Gesichtspunkte als Richtschnur gewissenhaft im
Auge, so werden wir getrost und ohne Furcht in die Zukunft sehen dürfen.
Solange Deutschland fest, einig und mutig bleibt, stellt es eine gewaltige
Volkskraft und eine große militärische Kraft dar, an die sich andere nicht
s0 leicht heranwagen werden. Deutschland und Österreich-Ungarn bilden
einen starken Block, der allen Stürmen Trotz zu bieten vermag. Ihr auf
Interessensolidarität und gemeinsamer Hochhaltung des monarchischen
Staatsgedankens beruhender Bund ist für die beiden Monarchien die beste
Sicherheit gegen andere, vielfach von revolutionären Bestrebungen und
autoritätsfeindlichen Ideen angefressene Mächte. Treues Zusammenstehen