Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Zweiter Band. Von der Marokko-Krise bis zum Abschied. (2)

I. KAPITEL 
Herero-Aufstand (1904) « Kriege sollen nicht nur militärisch. sondern politisch geführt 
werden » Der Russisch- Japanische Krieg + Kuropatkin - Besuch König Eduards in Kiel 
Bülow mit Tirpitz zum Vortrag beim Kaiser, Fintreffen Eduards VII. in Kiel (25. VI. 
1904) « Bülows Unterredung mit dem englischen König » Die Presse beider Länder 
Tonste in Kiel » Besuch des englischen Herrschers in Hamburg « Bülows Unterredung 
mit dem Earl of Selborne - Der Segelsport in Kiel 
ährend des Jahres 1904 wurde meine Aufmerksamkeit besonders 
Aufruhr durch zwei Fragen in Anspruch genommen. Einmal durch den Aufstand 
in Deutsch- in unserer südwestafrikanischen Kulonie, dann und in noch höherem Grade 
Südwestafrika Arch den Krieg zwischen Rußland und Japan. In Deutschland wurde viel- 
fach behauptet, die Insurrektion der Hereros wäre von den Engländern 
angestiftet worden. Ich habe das damals nicht geglaubt und glaube es auch 
heute nicht. Solche Erhebungen in afrikanischen Kolonien und namentlich 
in neu erworbenen Kolonien hat es immer und überall in allen Teilen des 
dunklen Erdteils gegeben. Der Aufstand war ernst, wurde aber dank der 
Zähigkeit und Bravour unserer Truppen, wenn auch unter schmerzlichen 
Opfern und mit erheblichen Kosten, in langen und mühsamen Kämpfen 
überwunden. Die ausgezeichnete Haltung der Truppe war ein schöner Beweis 
dafür, daß unser Volk in langer Friedenszeit seine kriegerischen Tugenden 
nicht eingebüßt hatte. Mit Recht durfte ich in meiner „Deutschen Politik“ 
sagen, daß die Namen der Tapferen, die im afrikanischen Wüstensand 
kämpften und starben, es verdienten, im Gedächtnis unseres Volks fortzu- 
leben.* Damals, 1916, fügte ich hinzu: „Möge dies Blut nicht umsonst 
geflossen sein und Südwestafrika, die älteste deutsche Kolonie, das große 
Gebiet, wo, von Bismarck geführt, Deutschland zum erstenmal afrikanischen 
Boden betrat, nach diesem Krieg mit seinen Diamantfeldern für immer in 
unseren Besitz zurückkehren.“ Diesen Wunsch hat die Vorsehung nicht 
erfüllt. Südwestafrika ging im Weltkrieg Deutschland nach heldenmütigem 
Widerstand verloren. 1904 bezeichnete der südwestafrikanische Aufstand 
eine Krisis in unserer Kolonialpolitik, aber auch eine Wendung zum 
Besseren. Alle unsere Kolonien waren in bester Entwicklung, Verständnis 
* Fürst von Bülow, Deutsche Politik, Volksausgabe, S. 107.
	        
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