Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

Der Umsturz 
in Sachsen, 
Würtiemberg 
und Baden 
304 DIE BUNDESFÜRSTEN GEHEN 
Mann, der sich auskennt. Der hat es dem Schwätzer besorgt. Gar nicht vor- 
gelassen bat er ihn.‘ Difficile est satiram non scribere. 
König Ludwig III. dankte es der Unfähigkeit seiner Minister, daß er als 
erster der deutschen Fürsten fluchtartig den Thron seiner Väter verlassen 
mußte, noch dazu unter Umständen, die alles eher als würdig waren. Es 
fand sich niemand, der ihn und die schwerkranke Königin aufzunehmen 
gewagt hätte. Seine Umgebung schickte ihn nachts im Auto fort. Das Auto 
fiel in einen Graben. Ein Bauer mußte geholt werden, der mit Hilfe einer 
Kuh das Fahrzeug wieder flottmachte. Bald nachher erklärte ein bayrischer 
Gutsherr, den die Majestäten gebeten hatten, ihnen Asyl zu gewähren, sie 
müßten weiterfahren, er könne sie angesichts der drohenden Haltung der 
Bevölkerung nicht bei sich aufnehmen. „Unsere Fürsten sind wie die 
Widder, die keine Weide finden und matt vor dem Treiber hergehen.‘“ So 
klagte einst Jeremias, der Sohn Hiskias, aus den Priestern zu Anathoth im 
Lande Benjamin. Wenn das Schicksal des Bayernkönigs tragisch anmutet, 
so war die Art, wie sich König Friedrich August von seinem Volke trennte, 
mehr burlesk. Klio verzeichnet auf ihren Inseln unsterbliche Abschieds- 
worte. „Plaudite amici, bene egi actum vitae“, rief den sein Sterbebett um- 
stehenden Freunden Kaiser Augustus zu. Für die in Kaledonien stehenden 
Legionen gab Kaiser Septimius Severus als letzte Parole die herrliche 
Losung aus: „Laboremus!“ Man kennt die Abschiedsworte, die Napoleon 
im Schloßhof von Fontainebleau an die alte Garde richtete. König Friedrich 
August, der Enkel des Königs Johann, des feinsinnigen Übersetzers der 
„Göttlichen Komödie“, der Neffe des Königs Albert, des großen Feldherrn 
und klugen Regenten, verabschiedete sich von seinen Sachsen mit den 
Worten: „So macht denn Euern Dreck alleene.‘‘ Gern füge ich hinzu, daß 
der gütige König Wilhelm von Württemberg, der edle Großherzog Fried- 
rich von Baden und noch manch andere deutsche Fürsten in guter Form, 
mit Anstand und Würde vom Throne stiegen.
	        
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