„LEHMOP!“ 143
ich lernte, den Gaul fest zwischen die Beine zu nehmen und lose am Zügel.
Trab, Galopp und Marsch-Marsch, alles wurde geübt. Man sang:
Die Unteroffiziere an die Flügel,
Fester Sitz und lose Zügel!
Die Offiziere vor die Schwadron,
Seht, jetzt geht’s im Trabe schon!
Zum Schluß ging es durch den Sprunggarten, über Mauer, Block und
Graben. Wenn ein Einjähriger herunterfiel, mußte er eine Bowle zahlen.
Alles rief: „Eine Bowle fällig!“ Auf dem Rückmarsch begrüßten uns die
patrivtischen Bonner Bürger mit: „Lehmop!“, dem älten Schlachtruf der
Königshusaren, auf die ganz Bonn stolz war. Woher stammte der Ruf
„Lehmop!“, der schon 1866 als Kriegsruf der „Blauen Bonner“ in der Elb-
armee berühmt geworden war? Wenn in Friedenszeiten das Königshusaren-
Regiment mit lautem Sang und frohem Mut nach dem „Sand“ ritt, kam
die Schwadron an zahlreichen Ziegeleien vorbei, die der Stadt Bonn ihr
Baumaterial lieferten. Die Arbeiter pflegten ihren Gehilfen unten in der
Grube „Lehm op!“ zuzurufen, wenn diese neuen Lehm heraufbefördern
sollten. Die Husaren hatten den sonoren Ruf aufgenommen und stimmten
ein kräftiges „Lehmop!“ an, sobald sie an den Ziegeleien vorüberritten.
Aus dem Marsch zum Exerzierplatz wurde anno Sechsundsechzig ein Ritt
gegen den Feind und aus dem lustigen Morgenruf ein Feldgeschrei. 1870
wurde das Regiment zuerst von seinen speziellen Waffenbrüdern, seiner
„Couleur“, den 8. Jägern, mit „Lehmop!“ begrüßt, dann von allen Regi-
mentern des rheinischen Armeekorps, und nach dem Kriege kannte die
ganze Armee den Ruf.
Das Königshusaren-Regiment (1. Rheinisches Nr. 7), eines der schönsten
Regimenter unserer alten herrlichen Armee, war 1813 von dem Grafen Karl
Lazarus Henckel als „Schlesisches National-Husaren-Regiment“ errichtet
worden. Graf Henckel, freier Standesherr auf Beuthen und Besitzer des Neu-
decker Fideikommisses, hatte sich schon in der Rheinkampagne, 1792, den
Orden pour le m£rite, im Befreiungskrieg das Eiserne Kreuz 1. Klasse er-
worben. Bei Saalfeld, 1806, war er an der Seite des Prinzen Louis Ferdinand
schwer verwundet worden. Er ist erst 1864, zweiundneunzig Jahre alt, ge-
storben. Er war der Vater des durch seinen immensen Reichtum, seine
Freundschaft mit Bismarck und mit Waldersee wie durch seine großen
industriellen und finanziellen Unternehmungen bekannten Fürsten Guido
von Henckel-Donnersmarck, der, sechsundachtzig Jahre alt, 1916 während
des Weltkrieges starb. Aus dem Schlesischen National-Husaren-Regiment,
das in der Schlacht von Dresden, bei Brienne und Montmirail, bei Chäteau-
Thierry und Laon und in der Schlacht von Paris siegreich gefochten hatte,
Regiments-
geschichte