XI. KAPITEL
Die Schlacht von Sedan » Napoleon III. sendet Prinz Jeröme nach Italien - Der Wider-
stand Frankreichs unter Gambetta » Vergleich mit dem deutschen Zusammenbruch 1918
Belgien: Bismarcks Veröffentlichung in der „‚Times‘ über französische Anerbietungen
an ihn auf Kosten Belgiens - Wirkung der Publikation auf die öffentliche Meinung in
Europa, besonders in England - Bethmann Hollweg vierundvierzig Jahre später - Berlin
im Oktober 1870 - Erste Begegnung mit Holstein - Die Familie Bismarck - Zurück
nach Bonn
ank der Tatkraft und der nichts versäumenden, alles berechnenden
Voraussicht des leitenden Staatsmannes konnte der Schlachtenlenker Der Toast
Moltke seine kühnen Pläne ausführen. Der schönste Sieg der deutschen Wilhelms I.
Geschichte, der Sieg von Sedan, wurde König Wilhelm und dem deutschen
Volke beschieden: '
Nun laßt die Glocken
Von Turm zu Turm
Durchs Land frohlocken
Mit Jubelsturm!
Des Flammenstoßes
Geleucht facht an!
Der Herr hat Großes
An uns getan,
Ehre sei Gott in der Höhe!
So sang Emanuel Geibel, der Sohn der alten Hansestadt Lübeck, der in
trüber und stumpfer Zeit, oft nicht verstanden, bisweilen verhöhnt und
geschmäht, das heilige Vestafeuer deutscher Vaterlandsliebe gehegt und
genährt hatte. Am Abend von Sedan brachte unser alter König Wilhelm
den kürzesten und inhaltsreichsten, den bescheidensten und stolzesten
Trinkspruch aus, den ich kenne und der tragisch absticht gegen die
Fanfarentöne, in denen sich der Enkel des alten Herrn auch bei unbeträcht-
lichen Anlässen gefiel. Sich zu Bismarck, Moltke und Roon wendend, hob
er das Glas mit den Worten: „Sie, Kriegsminister von Roon, haben unser
Schwert geschärft, Sie, General von Moltke, haben es geführt, und Sie,
Graf von Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung der Politik