Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

xXVI KAPITEL 
Schwadronskameraden: Guido Nimptsch, Dietrich Lo&, Scharffenberg, Pemberton- 
Ground, Borcke, Beißel von Gymnich, Dietrich Metternich » Verschärfter Aufklärungs- 
dienst - Schlacht bei Saint- Quentin (19. I. 1871) - Das Ostpreußische Füsilier-Regiment 
Nr. 33 ». Leutnant von Deines, Leutnant Moßner, Rittmeister Rudolphi 
W: jungen Dachse von der 1. Schwadron waren verschieden vonein- 
Guido: ander und sind später verschiedene Wege gegangen. Aber wir waren 
v. Nimpisch alle zu jedem Streiche aufgelegt und hielten gute Freundschaft. Am sym- 
pathischsten war mir Guido von Nimptsch, der Stiefsohn unseres 
Kommandeurs. Schon sein Vater, Paul von Nimptsch, galt in der ganz 
alten Zeit, vor 1848, in seiner Heimat Schlesien für den schneidigsten und 
leichtsinnigsten aller schlesischen Junker, und das wollte etwas sagen. 
Einmal hatte er mit seinem gleichgearteten Vetter, dem Grafen Feodor 
Sierstorpff, dem Vater meines wegen seiner Größe „Murphi“ genannten 
lieben Regimentskameraden Karl Sierstorpff, eine Partie Ecart& gespielt 
und war durch fortgesetztes Quitte ou Double tiefin die Kreide gekommen. 
Als Paul Nimptsch wiederum Quitte ou Double ankündigte, machte ihn 
Feodor Sierstorpff darauf aufmerksam, daß er gar nicht so viele Barmittel 
besäße, um einen eventuellen Verlust auszahlen zu können. Nimptsch er- 
widerte ruhig: „So erkläre ich denn auf Ehrenwort, daß, wenn die Karte 
gegen mich schlägt, ich mir meine beiden Ohren mit einem Rasiermesser 
abschneiden werde!“ Das Rasiermesser wurde gebracht und auf den Karten- 
tisch gelegt. Die Karten wurden neu gemischt. Nimptsch spielte aus und 
gewann. Im besten Sinn junkerlich war das Verhalten des Vaters Nimptsch 
im tollen Jahr 1848 gewesen. Da fiel er in einer Breslauer Straße einem 
revolutionären Trupp in die Hände, der ihn, der als Reaktionär ver- 
schrien und sehr verhaßt war, zu einem Laternenpfahl schleppte, um ihn 
dort aufzuhängen. Als der Strick schon um seinen Hals geknüpft war, 
machte er ein Zeichen, daß er noch einen letzten Wunsch habe. Aufgefordert, 
diesen Wunsch zum Ausdruck zu bringen, rief er seinen Henkern zu: 
„Hängt mich so niedrig, daß ihr mich alle...“ Man löste den Strick, 
mißhandelte aber den „Junker“ in so brutaler Weise, daß er an den Folgen 
seiner Verletzungen nicht lange nachher starb.
	        
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