Vor dem
Feind
226 DIE SCHLACHT BEI SAINT-QUENTIN
Bray alarmiert. Die Franzosen rückten an diesem Tage in Bapaume ein,
das unsere Truppen geräumt hatten. Wir blieben nun in Bray, einem ganz
freundlichen Städtchen. Das Armeekorps aber ging über die Somme und
konzentrierte sich auf dem linken Ufer derselben, so daß wir mit drei Kom-
pagnien Infanterie den Vorpostendienst übernahmen, der bis zum 15. recht
scharf war. Wir hatten alle drei Stunden eine Patrouille nach Albert und
eine nach Flers, so daß dieses sehr lange und sehr glatte Dorf (die Bauern
begossen absichtlich die Straßen, um uns den Durchgang zu erschweren)
recht bedenklich zu passieren war. Ich habe die Patrouille gerade dorthin
dreimal am Tage und zweimal bei Nacht geführt, kam aber immer gut
durch. Tags ritt ich dicht an die französischen Vorposten (Mobilgarde)
heran, die aber nicht auf mich schossen, ob aus Schlauheit, um mich heran-
zulocken, oder aus Humanitätsrücksichten, weiß ich nicht, nehme aber das
erstere an. Uns in Flers abzuknöpfen, was wirklich sehr leicht gewesen wäre,
versuchten sie sonderbarerweise nur einmal, mit einem anderen, aber ohne
Erfolg, da er ihnen noch rechtzeitig durchbrannte. Am 15. gingen die Fran-
zosen nach Albert hinein, das die 3. Kavallerie-Division ohne Kampf
räumte.
Wir wurden wieder alarmiert, nachdem uns die französischen Dra-
goner noch zwei Leute bei der Patrouille auf Albert gefangen hatten. Der
Leutnant, der sie führte, Herr von Erffa, entkam mit knapper Not. Die
Franzosen sollen die Husaren angeblich aufgehängt haben, was ich aber
nicht glaube. Wir zogen uns mittags auf Cappy zurück. Die Franzosen
gingen nach Bray hinein, wagten aber nicht, uns anzugreifen, und abends
zog das Bataillon wieder in Bray ein. Wir kamen nach Cappy, von wo wir
nur noch Patrouillen nach Carnoy zu geben hatten (auf der Straße von
Albert nach Peronne). Am 16. zogen sich die Franzosen von Albert nach
Bapaume, wie es sich nachher herausstellte, um uns über ihre eigentlichen
Absichten durch das ewige Hin und Her zwischen Bapaume und Albert zu
täuschen. Faidherbe ging nämlich mit dem Gros der Armee nach Saint-
Quentin. Am 17. morgens rückten wir dann aus bis nach Villers Cotterets.
Von da ging es am 18. weiter, wo das Gefecht begann. Unsere Eskadron
stand in der Reserve und machte nur gegen Abend eine Rekognoszierung
gegen Saint-Quentin, ohne auf den Feind zu stoßen.
Am 19. rückten wir auf Tertry an und kamen gegen zehn Uhr an den
Feind. Wir standen als Artillerie- und Infanterie-Bedeckung. Wir konnten
den Verlauf der Schlacht sehr genau verfolgen, die sehr gut für uns ging.
Saint-Quentin wurde von drei Seiten von uns angegriffen und die Fran-
zosen von den im Halbkreis aufgestellten Batterien furchtbar mitgenom-
men. Gegen 2 Uhr war der Sieg schon entschieden, doch dauerte die
Schlacht bis in die Nacht. Unsere Infanterie ging famos vor. Als ein