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von C. Rudolphi würde den Abschied erhalten haben, wenn nicht der
Regimentskommandeur, Graf Oriola, fest für ihn eingetreten wäre und
damit dem Regiment einen Offizier erhalten hätte, der am 18. Januar 1871
bei Tertry-Pouilly und am 19. Januar 1871 bei Saint-Quentin neuen und
reichen Lorbeer um die Regimentsstandarte wand. Er vereinigte am
ersteren Tage unter seinem Befehl die 2.und die 4. Eskadron. Als am
18. Januar der Kommandeur der 29. Infanterie-Brigade, Oberst von Bock,
dem Rittmeister Rudolphi den Befehl erteilte, die gegen unsere Batterien
vorgehende feindliche Infanterie aufzuhalten, entschloß sich dieser sofort
zur Attacke. Die feindlichen Infanterie-Kolonnen, Abteilungen von
hundertfünfzig bis zweihundert Mann, marschierten auf der Straße von
Caulaincourt nach Beauvois. Eine in derselben Richtung hinziehende
Terrainsenkung benutzend, trabte der Rittmeister Rudolphi parallel mit
dem Marsch des Feindes in Zugkolonne vor. In gleicher Höhe mit zwei
Kompagnien angekommen, ritt er auf vierhundert Schritt zur Attacke an.
Die Chausseegräben wurden von den Husaren genommen. Mit Hurra ging
es in die feindlichen Reihen und durch sie hindurch. Die feindlichen
Kolonnen werden vollständig überritten, ein Teil niedergehauen, der Rest
ergibt sich. Weit über hundert Gefangene waren bereits gesammelt, als
plötzlich neu hinzugekommene Kompagnien auf nächste Distanz heftiges
Schnellfeuer auf die Schwadron abgeben. Unter diesen Umständen mußte
Rudolphi sich schweren Herzens entschließen, die stattliche Schar Ge-
fangener, von denen übrigens viele von den Chassepotkugeln ihrer Lands-
leute niedergestreckt wurden, im Stiche zu lassen und sich dem Nahfeuer der
immer zahlreicher herbeieilenden Feinde zu entziehen. Die Verluste der
fünf Züge beliefen sich auf zwei Tote und vierzehn Verwundete. Das Pferd
des Rittmeisters erhielt einen Schuß in den Rücken. Der brave Gaul trug
aber seinen Reiter noch aus dem Feuer. Durch das „Marsch-Marsch“ in
tief aufgeweichtem Boden, in den schweren, nassen Feldern waren die
Husaren von oben bis unten mit Lehm und Schmutz überschüttet, so daß
sie, wie Rudolphi sich nicht ohne Befriedigung ausdrückte, wie die richtigen
Teufel aussahen. Nur die Offiziere, die vorausritten, waren sauber geblieben.
Am folgenden Tage, dem Tage von Saint-Quentin, bot sich dem Ritt-
meister Rudolphi die langersehnte Gelegenheit, sich mit den Franzosen im
Reiterkampf zu messen. Als er am Morgen dieses Tages mit der Schwadron
im schlanken Trabe aus Etreillers vorging, sah er drüben auf der Straße
eine französische Eskadron von Roupy gegen Dallon erst langsam, dann
immer schneller zurückgehen. Der Rittmeister Rudolphi war nicht gewillt,
den Feind entkommen zu lassen. Imlangen Galopp ginger mit der4. Eskadron
durch Savy und bog im Dorfe rechts ab auf einen Feldweg, der zur Straße
Roupy-Saint-Quentin hinführt. Die feindliche Kavallerie verschwand