Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

„RICHTIG UND SCHNEIDIC“ 253 
ihm verliehenen Orden dem General von Lo&, der inzwischen Komman- 
dierender General des VIII. Armeekorps geworden war, mit einem an den 
Kronprinzen gerichteten ungehörigen Briefe zurück. Nachdem er in Berlin 
die erforderlichen Schritte getan hatte, sandte General von Lo&ö den Chef 
seines Stabes, den Oberst von der Planitz, nach Madrid, mit dem Auftrag, 
dem General Salamanca seinen Brief zurückzustellen und ihn in ganz 
ruhiger Weise, „suaviter in modo, fortiter in re‘ über die im deutschen 
Offizierkorps herrschenden Ehrenauffassungen sowie über die dem General 
von Lo& persönlich zugefügte Beleidigung aufzuklären und zugleich unter 
Ablehnung jeder Exkursion auf das politische Gebiet und einer etwaigen 
Fortsetzung der Korrespondenz die persönliche Genugtuung dem eigenen 
loyalen und ritterlichen Gefühl des Spaniers anheimzugeben. Im Weige- 
rungsfalle sollte Planitz eine Forderung auf die in Spanien landesübliche 
Waffe, den Degen, überbringen und ein neutrales Land, z. B. Italien, für 
den Ort des Zweikampfes vorschlagen. General Salamanca ging bei der Zu- 
sammenkunft mit Lo&s Abgesandtem, dem Oberst von der Planitz, auf alles 
ein, nahm seinen Brief ohne jeden Vorbehalt zurück und erklärte, wie in 
Gegenwart zweier Zeugen zu Protokoll aufgenommen wurde, daß er tief 
bedaure, durch Übersendung des Briefes an Seine Kaiserliche und König- 
liche Hoheit den Kronprinzen den General von Lo& beleidigt zu haben. 
Als Erzherzog Albrecht, der Sieger von Custozza, davon hörte, freute 
sich sein altes Soldatenherz, und er äußerte: „Die ritterliche Art, mit 
der Lo& diese Affäre so korrekt und energisch durchgeführt hat, steigert 
meine Wertschätzung für ihn zu wahrer Hochachtung.“ Und Fürst 
Bismarck bezeichnete das Vorgehen des Generals von Lo& als „richtig 
und schneidig“. 
Lo& war ein treuer Sohn der katholischen Kirche und machte aus dieser 
seiner Gesinnung gerade während des Kulturkampfes kein Hehl. Als die 
Jesuiten aus Deutschland ausgewiesen wurden, vertraute er seinen einzigen 
Sohn der von Jesuiten geleiteten Unterrichtsanstalt in Feldkirch, der 
Stella matutina an. „Ich hatte früher nicht viel mit den Jesuiten im Sinn“, 
meinte er damals, „‚aber jetzt, wo sie verfolgt und verbannt werden, möchte 
ich keinen Zweifel lassen über meine Treue für meine Kirche.‘ Aber auch 
den kirchlichen Behörden gegenüber blieb er immer und in jeder Lage 
preußischer General und Edelmann. Als der Feldmarschall Lo& schon in 
hohen Jahren stand, wurde ein rheinländischer Edelmann, der Kammer- 
herr von $., genötigt, einem anderen Herrn des rheinländischen Adels eine 
Aufforderung zum Zweikampf zu übersenden. Der Erzbischof von Köln er- 
klärte, er werde, falls es zu einem Duell käme, sowohl gegen die Duellanten 
wie gegen die Sekundanten mit kirchlichen Strafen vorgehen. Daraufhin 
ließ der Feldmarschall von Lo& dem Erzbischof sagen, er selbst würde 
Lo& und die 
katholische 
Kirche
	        
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