Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

AN DER PORTA NIGRA 257 
wir seit Mezieres und dem mit diesem verbundenen Charleville mar- 
schierten, recht gut beschrieben sind.“ 
Am 4. Juni schrieb ich aus Leinbach in der Eifel: 
„Wir sind, seitdem ich Euch zum letztenmal schrieb, immer am Mar- 
schieren gewesen. Von der Grenze aus gingen wir über den Hunsrück nach Trier 
Trier. Wir überschritten die Saar bei Conz, wo sie sich mit der Mosel ver- 
einigt. Bei strömendem Regen zogen wir in Trier ein. Die Stadt war sehr 
schön geschmückt. Aus allen Häusern wehten preußische Fahnen, überall 
Girlanden, Büsten des Königs und der Prinzen. Am Tor war eine große 
Germania und weiter in der Stadt eine Bildsäule der Stadt Trier an- 
gebracht. Beide mit Fahnen, Emblemen und Wappenschildern reichlich 
versehen. Wir wurden von den Trierer Damen mit vielen Kränzen und 
Blumen beschenkt, hätten aber gern auf einige verzichtet, wenn wir in 
etwas bessere Quartiere gekommen wären. Ich wurde mit meinem Zuge 
nach Metzdorf detachiert, einem kleinen Dorfe hart an der Sauer, dem 
luxemburgisch-preußischen Grenzfluß. Die Luxemburger sind sehr fran- 
zösisch und schimpften über den zirka fünfundzwanzig Fuß breiten Fluß 
hinüber. 
Den nächsten Tag, einen Ruhetag, benutzte ich, um mir mit meinem 
Freunde Schrader Trier anzusehen. Es liegt herrlich im Moseltal, von 
Höhenzügen eingeschlossen. Die Mosel, die Trier durchfließt, ist hier schon 
recht breit. Wir bewunderten die Porta nigra, ein festes Tor aus der römi- 
schen Zeit. Im vorigen Jahrhundert sind aus der Porta zwei Kapellen im 
Rokokostil gemacht worden. Die eine ist abgetragen worden, die andere 
aber existiert, wenigstens zum Teil, noch. Die Arabesken und Schnörkel 
ala Louis XIV nehmen sich sonderbar aus auf der römischen Fassade. Wir 
fuhren nach den römischen Bädern, die großartig, aber schon stark ver- 
fallen sind. Jedenfalls waren die römischen Badeeinrichtungen besser als 
unsere, nach der kolossalen Rotunde zu urteilen, jetzt mit Gras und Efeu 
bewachsen. Auch die Basilika soll von den Römern erbaut sein, und zwar 
von Konstantin dem Großen. Ihr Baustil ist gewiß römisch, die Kirche 
selbst sieht so neu aus, daß es uns unwahrscheinlich vorkam, daß die Römer 
sie erbaut haben sollen. In der Nähe liegt das früher kurfürstliche Palais 
im Renaissancestil und der Dom, uralt, aus der Zeit Valentinians I., aber 
ziemlich unbedeutend. Merkwürdig war endlich noch das Hötel Maison 
Rouge, in dem wir aßen, das früher als Rathaus gedient hat und die stolze 
Inschrift trägt, daß Trier tausend Jahre vor Rom gestanden habe. So ist 
Trier gewiß eine der merkwürdigsten Städte in Deutschland, und es war 
sehr hübsch, daß wir Gelegenheit hatten, sie zu sehen. 
Seit Trier marschieren wir durch die Eifel. Die Gegend ist hübsch, aber 
herzlich arm, doch bemühten sich alle Dörfer, uns mit Fahnen und Böller- Die Eifel 
17 Bülow IV
	        
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