AN DEN RHEIN 263
The castled crag of Drachenfels
Frowns o’er the wide and winding Rhine,
Whose breast of waters broadly swells
Between the banks which bear the wine,
And hills all rich with blossom’d trees,
And fields which promise corn and wine,
And scatter’d cities crowning these,
Whose far white walls along them shine,
Have strew’d a scene, which I should see
With double joy wert thou with me.
Wenn wir auf das rechte Ufer des Rheines gelangen wollten, so benutzten
wir die Ponte, die langsam über den Strom hin und her zog, denn noch
spannte sich bei Bonn keine feste Brücke über den Rhein. Wir suchten
Heisterbach auf, eine ehemalige Abtei der ehrwürdigen Zisterzienser, die in
Mecklenburg die mit meiner Familie jahrhundertelang verbundenen Klöster
Doberan und Rhena gründeten. Über dem Tor von Heisterbach prangte das
Wappen der Abtei, eine Heister, d.h. eine junge Buche. Als Wächter daneben
der heilige Benedikt von Nursia und der heilige Bernhard von Clairvaux.
„An den Rhein, an den Rhein, zieh nicht an den Rhein“, so hatte
ein Bonner Kind, Karl Josef Simrock, gesungen, und wir fanden, meine
Kameraden und ich, daß er recht hatte. Ich möchte übrigens nicht den
Eindruck erwecken, als ob ich mich im Sommer 1871 in Bonn nur
„amüsiert“ hätte. Am Morgen wurde auch unter unserem neuen Kom-
mandeur, dem Prinzen Heinrich XIII. Reuß, stramm exerziert, und mein
Rittmeister, Graf Wilderich Galen, verstand im Dienst keinen Spaß. Die
Freude an regelmäßiger Beschäftigung, die ich damals im Rahmen ernster
militärischer Arbeit und im Kreise gleichgesinnter Kameraden empfand,
hat mich durch das Leben begleitet. ,„Nulla dies sine linea“ ist eine der
Grundlagen meines Daseins. Als nach meinem Rücktritt die Tage, die
jahrzehntelang in der Hast drängender Geschäfte dahingeflogen waren,
nun mir lang zu werden schienen, machte ich mir einen methodischen
Arbeitsplan, der weite Gebiete von Geschichte, Nationalökonomie und
Literatur umfaßte und dessen regelmäßige Einhaltung nicht nur meinen Be-
tätigungswillen befriedigte, sondern mir neue Horizonte eröffnete und mit
ihnen die Neigung zu abgeklärter Betrachtung der Menschen und der Dinge
verstärkte und vertiefte.
Wenn der Leutnant Bernhard von Bülow nachmittags auf dem Reitweg
der Poppelsdorfer Allee galoppierte, mag er dem dort spazierengehenden,
sechs Jahre älteren Privatdozenten Georg von Hertling begegnet sein.
Beide ahnten nicht, daß sie sich zwölf Jahre lang im Reichstag gegenüber-
sitzen würden, daß der Jüngere von ihnen um die Jahrhundertwende, der