384 DER LÖWE IM KÄFIG
les deux empires. Cet accord est la clef de voüte de la paix du monde
et le rocher de l’ordre moral et monarchique en Europa. Puisse-t-il subsister
longtemps!“ Bevor ich mich empfahl, sagte nıir der damals achtundsicbzig-
jährige Fürst: „Vous pouvez dire au Prince de Bismarck que vous avez vu
le lion dans sa cage.“ Als ich schon im Begriff war, die Tür hinter mir zu
schließen, rief er mich noch einmal zurück mit den Worten: „Et vous trans-
mettrez a votre excellent pere l’expression de mon ancienne ct fidele amitie.“
Petersburg war wie die Stadt der Medisance so auch die der geistreichen
Wortspiele, natürlich auf französisch. Nicht nur mir gegenüber hatte sich
Fürst Gortschakow mit dem Löwen im Käfig verglichen. Dasselbe sagte er
nicht lange nachher einem für seinen Witz bekannten russischen Diplo-
maten, dem Baron Ernst Meyendorff, der gleichfalls vor einer Reise
nach Berlin bei ihm vorsprach. Dieser antwortete: „Oui, mon Prince, je
dirai a Berlin que j’ai vu cet animal.“ Den Witz würde Gortschakow viel-
leicht verziehen haben. Aber er verzieh nicht, daß Meyendorff ihn weiter-
erzählte und daß der nicht üble Witz in Petersburg allgemein belacht wurde.
In seniler Rachsucht ließ Gortschakow den unglücklichen Meyendorff zur
Strafe viele Jahre in Brüssel als Legationssekretär versauern. Viel älter als
ich, war er 1895 noch Botschaftsrat in Rom, als ich dort schon Botschafter
war. Meyendorff hat noch andere geistreiche und geflügelte Worte in die
Welt gesetzt. Er machte eifrig der schönen Madame P. den Hof. Sie war
die Adoptivtochter eines reichen Bankiers, der sie als Findelkind in sein
Haus genommen hatte. Sie war etwas manieriert. Meyendorff sagte zu ihr:
„Ne soyez pas si affectee! Il n’y a rien de naturel en vous que la naissance.““
Verliebte Frauen tragen und dulden alles. Madame P. erwiderte mit einem
zärtlichen Blick: „Tout le monde ne peut pas ätre n& Meyendorff.““ Die
Meyendorffs sind eine alte und sehr gute deutsch-baltische Adelsfamilie.