Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Vierter Band. Jugend- und Diplomatenjahre. (4)

MAC MAHON VERWECHSELT ANSPRACHEN 477 
in Paris erzählt wurden. Einem schwarzen Eleven der Offiziersschule in 
St-Cyr, der ihm bei einer Besichtigung als besonders tüchtig vorgestellt 
wurde, soll er gesagt haben: „Ü’est vous le negre? Tres bien. Continuez, 
mon ami, continuez!“ Bei einer Flottenrevue in Toulon soll er lange 
auf das Mittelmeer geblickt und schließlich ausgerufen haben: ‚‚Que d’eau! 
Que d’eau!“ Am meisten belacht wurde eine Bemerkung, die er bei dem 
Besuch eines Militärkrankenhauses am Bett eines Typhuskranken gemacht 
hatte. „Fievre Typhoide? Mauvaise affaire, tres mauvaise affaire! Un 
homme en meurt ou il reste idiot pour le reste de sa vie. J’en sais 
quelque chose. J’ai eu la fievre typhoide en Algerie.“ Auch von dem 
trefflichen Großherzog Karl Alexander von Weimar, der gebildeter war 
als Mac Mahon, aber ebenso redlich, werden ähnliche Aussprüche erzählt. 
Mit dem Marschall Mac Mahon Politik zu machen, war für seine Minister 
nicht leicht. Ein kleines Beispiel: Einige der Regierung nahestehende 
Pariser Zeitungen hatten sich Deutschland und der deutschen Regierung 
gegenüber eine ungewöhnlich gehässige Sprache erlaubt. Fürst Hohenlohe 
hatte sich bei dem Minister des Äußern, dem Duc Decazes, beschwert und 
darauf hingewiesen, daß Fürst Bismarck sich derartige Injurien auf die 
Länge nicht gefallen lassen werde. Decazes hatte beschwichtigend ge- 
antwortet, der Marschall-Präsident würde dem deutschen Botschafter 
persönlich sein Bedauern aussprechen, wenn dieser ihm die Ehre erweisen 
wolle, beim Grand Prix de Paris in seiner Loge sein Gast zu sein. In der 
Tat ging, als Hohenlohe in der Präsidentenloge erschien, der Marschall 
sofort mit ernstem, feierlichem Gesicht auf ihn zu. „Croyez-moi“, sagte er 
zu Hohenlohe, ‚,je suis legitimiste dans l’äme. J’ai commence ma carriere 
militaire en servant le bon roi Charles X. Ma famille a toujours ete fidele aux 
Bourbons. Je ne les ai pas oublies. Mais les difficultes, les necessites politi- 
ques! Il faut marcher lentement, tres doucement.‘‘ Fürst Hohenlohe verlor 
auch hier nicht seine gewohnte Ruhe. Er konnte sich aber doch nicht ent- 
halten, dem Duc Decazes zu sagen, dal diese Ansprache des Präsidenten 
der Republik nicht ganz seinen Erwartungen entsprochen habe. „Le 
cretin ““ stöhnte Decazes. „Ilvous a dit ce qu’il devait dire a Mr. de Carayon- 
Latour, le chef de ceux qu’on appelle les chevaux legers, le chef du parti des 
legitimistes purs, qu’il fallait calmer et rassurer. Je suppose que le Marechal 
aura exprime& a Mr. de Carayon-Latour ses regrets pour les attaques que 
certains journaux dirigent contre le Prince de Bismarck.“ 
Der gute Marschall neigte überhaupt zu Verwechslungen. Als er am 
4. Juni 1859 auf dem Schlachtfeld zum Herzog von Magenta ernannt wurde, 
meldete er diese gute Nachricht telegraphisch seiner Gattin und unter- 
zeichnete: „„Malakoff.‘““ Er verwechselte in seiner freudigen Erregung den 
Malakoffturm mit dem Schlachtfeld von Magenta. Die Marschallin war eine 
Eine Be- 
schwerde 
beim Herzog 
von Decazes
	        
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