DIE GRÄBER VON OTTENSEN 39
In Ottensen liegen neben der Kirche die drei Gräber, die Rückert be-
sungen hat: Das Grab der Tausende, welche die Grausamkeit des Mar-
schalls Davout, des fremden Wüterichs, mitten im Winter, hungernd, nackt
und bloß, Väter, Mütter, Brüder, Töchter, Kinder, Knaben, zusammen
Herr und Knecht, aus Hamburg vertrieben hatte —
Die rufen weh zum Himmel
Aus ihrer stummen Gruft,
Und werden’s rufen zum Himmel,
Wenn die Trommet cinst ruft.
Seitdem haben wir die französische Soldateska am Rhein und an der
Ruhr noch brutaler hausen sehen, als sie im Winter 1813/14 an der Elbe
wütete. Das Grab des Herzogs von Braunschweig —
Von Braunschweig ist’s der alte
Karl Wilhelm Ferdinand,
Der vor des Hirnes Spalten
Hier Ruh im Grabe fand.
Der Lorbeerkranz entblättert,
Den auf dem Haupt er trug,
Die Stirn vom Schlag zerschmettert,
Der ihn auf Jena schlug.
Auch er verwies auf eine bessere Zukunft, auf den Tag der Rache, auf
die Wiedererstehung von Deutschland, für das sein Sohn, der tapfere Fürst
von Oels, bei Quatre-Bras fiel. Endlich das Grab des Sängers der „Mes-
siade‘“‘ mit der Inschrift:
Auferstehen, ja auferstehen wirst du,
Mein Staub, nach kurzer Ruh.
Unsterblich Leben
Wird, der dich schuf, dir geben.
Unser lieber Freund und Spielgenosse war der Sohn unseres Gärtners.
Er wanderte später nach Amerika aus, wo er Direktor eines Mineralien-
kabinetts wurde. Nach meiner Ernennung zum Reichskanzler erhielt ich
einen Brief von ihm, in dem er mir Erfolg in meinem neuen Amt wünschte.
Er sei, schrieb er, Amerikaner geworden von oben bis unten and all around,
bewahre aber seinem alten Kameraden ein gutes Andenken. Als Zeichen
seiner freundlichen Gesinnung übersandte er mir drei oder vier hübsche
Steine aus seinem Mineralienkabinett. Ein anderer Hamburger Jugend-