592 AM ZIEL DER WÜNSCHE
Schadn am Neuen Markt stattfand, brachte mein Trauzeuge, der deutsche
Botschafter in Wien, Prinz Heinrich VII. Reuß, einen Trinkspruch auf die
Neuvermählten aus, den er, zu mir gewandt, mit den Worten schloß: „Per
aspera ad astra!“ Noch am selben Tage meldete ich meinem Chef, dem
Botschafter von Schweinitz, meine Verheiratung. Mein lieber Freund Fritz
Vitzthum, damals Zweiter Sekretär unserer Petersburger Botschaft,
schrieb mir bald nachher, General von Schweinitz sei nach Empfang
meiner Meldung sehr erstaunt in die Botschaftskanzlei getreten. „Das hätte
ich nicht gedacht“, habe er zu den dort versammelten Beamten gesagt, „daß
dieser gescheite und geschickte Bülow eine Liebesheirat machen würde. Ich
dachte, der würde sich eine Majoratserbin oder eine Dollarprinzessin aus-
suchen.‘ Vitzthum, der, wie früher in London mit Münster, so auch in
Petersburg mit Schweinitz, kein Blatt vor den Mund nahm, hatte ent-
gegnet: „Exzellenz haben sich eben gründlich geirrt, wenn Sie Bülow für
einen gemütlosen Streber hielten.‘“ Über meine Frau hatte Schweinitz
gemeint: „Sie ist genial begabt und dabei so harmlos wie meine zwölfjährige
Tochter. Sie ist natürlich, aufrichtig und wahrhaftig. Keine Spur von
Affektation, Pose oder gar Snobismus. Sie ist eine Dame und jeder Stellung
gewachsen.“