Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

96 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
vier Jahre zur Zeit der Sommersonnenwende begangen und seit dem 
28. Feste, als 776 v. Chr. der Elier Koröbus im einfachen Wettlaufe 
gesiegt hatte, begann man die Sieger im einfachen Wettlaufe aufzuzeich- 
nen und richtete von da die Zeitrechnung nach Olympiaden ein, so daß 
dieses Fest auch eine nationale Zeitrechnung schuf. Olpmpia selbst war 
eine Thalebene in Elis am Flusse Alpheus, mit einem dem Zeus ge- 
weihten Tempel; die Clier wurden als ein priesterliches Volk angesehen, 
dazu bestimmt, unbefehdet dem Dienste des Zeus und der gemeinschaftli- 
chen Götter zu leben. Während der Festfeier sollten Schwert und Speer 
ruhen und ein Gottesfriede die Stämme der Griechen in Olpmpia ver- 
einen. Da trafen sich an dem Altare des Zeus die Griechen des Mut- 
terlandes, der herrlichen Hellas; dahin kamen die Griechen aus den 
vielen Töchterstädten, aus Thrakien und Makedonien, vom Hellespont 
und Pontus, aus Asien, Afrika, Sicilien und Italien; da sahen die 
Griechen die Größe ihres Namens und erkannten sich als ein Volk. 
Opfer, Chorgesänge und Prozessionen waren der Anfang der Feier; 
des Festes Glanzzeit aber bildeten die Wettkämpfe: Wagen fuhren zum 
Ziele, Jünglinge rannten um den Preis, andere rangen, noch andere 
erprobten die Kraft der Faust. Der Siegespreis bestand nur aus einem 
Kranze von Oelzweigen, denn höherer Preis war der Ruhm; der Name 
des Siegers wurde durch einen Herold ausgerufen, und auch die Stadt 
genannt, deren Sohn sich unter allen Hellenen als der gewandteste oder 
stärkste hervorgethan hatte. Die Dichter priesen die Sieger und deren 
Vaterstadt, ihre Namen wurden in die Jahrbücher eingetragen und in 
der ganzen Griechenwelt genannt; Dichter und Sänger selbst gewannen 
bei der Festfeier einen Ruhm, der sich in der ganzen Griechenwelt ver- 
breitete, daher war Olpmpia auch der Schauplatz eines musischen Wett- 
kampfes. 
Orakel und Mysterien. 
Dem Griechen waren seine Götter keine dunklen in den Elementen 
verkörperte Mächte, sondern persönliche Wesen, welche die Elemente be- 
wegen und beherrschen, ähnlich wie der Mensch mit seiner geringeren 
Kraft über ein kleineres Gebiet herrscht. Die hellenischen Götter waren 
nichts anderes als vollkommenere Hellenen, nur viel gewaltiger an Macht 
und Wissen, den Leiden des menschlichen Lebens nicht unterworfen, welche 
als Hunger, Krankheit und Tod beständig drohen; immer Freude ge- 
nießend, wenn sie ihre Glückseligkeit nicht selber trüben, was wohl ge- 
scheben kann, wenn sie sich den gleichen Leidenschaften hingeben, durch 
welche sich der Mensch so viel Uebel bereitet. Weil die Hellenen ihre 
Götter nicht anders dachten, denn als Herrscher über die verschiedenen 
Elemente, so konnten sie dieselben auch nicht anders abbilden, als in
	        
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