124 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten.
fen abzuliefern; „komm und hole sie“, brachte dieser als Antwort zurück.
Nun befahl Terres anzugreifen; die Meder drangen vor und wurden von
den Speeren der Griechen niedergestreckt. Vergebens ließ er durch die
binteren Schaaren die vorderen in den Engpaß drücken, es half zu nichts,
als daß die Leichenhaufen sich höher tbürmten. Vergebens erneuerte er
den Angriff am folgenden Tage, vergebens drangen die Unsterblichen vor
— Terres verzweifelte am Siege.
Endlich erbot sich der Berräther Ephialtes, ein Malier, gegen guten
Lohn den Persern einen Fußsteig zu zeigen, auf welchem sie den Griechen
in den Rücken kommen könnten. Nächtlicher Weile führte er den Hy-
darnes mit den Unsterblichen durch Eichenwälder auf die Höhe des Stei-
ges, von wo sie noch eine große Strecke abwärts in den Engpaß hatten.
Leonidas hatte den gefährlichen Seitenweg wohl durch 1000 Pbolier
besetzt; allein diese wurden überrascht, entslohen und brachten dem Leo-
nidas die Botschaft. Dieser sah nun, daß seine Schaar, zwischen zwei
Heere eingepreßt, unterliegen müsse. Darum ermahnte er die Bundes-
genossen heimzukehren und ssch für bessere Schlachttage zu erhalten; er
selbst blieb mit seinen Spartanern, die Thebaner mußten bleiben, die
Thespier verlangten mit Leonidas zu sterben. Sie schmückten sich zum
letzten Kampfe und setzten sich zum letzten Mahle; „morgen“, sagte ihnen
Leonidas, „werden wir im Hades speisen.“ Sie ließen die Nacht vor-
rücken; sorglos schliefen die Perser, aber Waffengeklire, Mordgeschrei
und Todesstöhnen weckte sie vor Tagesanbruch — Leonidas und die
Seinen waren im Lager. Bis das Morgenlicht den Persern die kleine
Anzahl threr Feinde zeigte, räumten die griechischen Speere unter ihnen
auf; alsdann aber überschütteten sie die Griechen mit einem Pfeilhagel
und trieben sie in den Paß zurück, wo sie nach kurzem Kampfe bis auf
den letzten Mann fielen, als auch Hydarnes mit den Unsterblichen an-
griff; nur Thebaner warfen die Waffen weg und baten um Gnade;
Terres ließ sie mit der Brandmarke zeichnen und schickte sie heim.
Leonidas und die Seinigen hatten den Griechen ein Beispiel ge-
geben, wie freie Männer zu sterben vermögen; sie lohnte dafür unsterb-
licher Ruhm und Tausende scheuten den Tod nicht, um ähnlichen Preis
zu gewinnen; die Perser aber ergriff ein kalter Schauder vor dem Kampfe
mit solchen Leuten. Sparta und Griechenland ehrten später das Anden-
ken der Thermopylenschlacht durch Denkmäler; dem Leonidas zu Ehren
wurde ein steinerner Löwe aufgerichtet, und den Platz, wo die Leichen
der Spartauner begraben lagen, bezeichnete die Inschrift: „Wanderer
gehe nach Sparta und sage, daß wir hier liegen, seinem Gesetze gebor-
sam!“ (es gebot, den angewiesenen Posten nicht zu verlassen); und an
einer andern Stelle lasen die Enkel: „Gegen tausendmal tausend aus
Asten kämpften hier tausend aus dem Peloponnes.“