Seeschlacht von Galamis. 125
Ephialtes und Leonidas! Beide waren Hellenen, der Mann des
Berrathes wie derjenige der Todesweihe, und solchem Widerspruche be-
gegnen wir in der hellenischen Geschichte oft genug von ihrem sagen-
haften Anfange bis zu dem traurigen Falle des achäischen Bundes.
Dieses hochbegabte Volk zählt eine Menge Helden, Helden im Kriege
und Helden in Wissenschaft und Kunst, doch unter ihnen sind wenige,
die sich rein erhielten von Habsucht, rein von Untreue gegen beneidete
Mitbürger, und noch kleiner ist die Anzahl derjenigen, welche im Besitze
der Macht dieselbe nicht mißbrauchten; kein Volk auf der ganzen Erde
aber hat eine solche Unzahl von förmlichen Verräthern aufzuweisen, von
solchen, die für Geld ihre Städte und Mitbürger in die Hand des
Feindes lieferten. So begleitet ein düsterer Schatten den Gang der
bellenischen Geschichte, und wenn die Hellenen in dem Wettkampfe der
Nationen mehr als einen Siegespreis errungen haben, so gebührt ihnen
dagegen unter allen am wenigsten der Kranz nationaler Tugend.
Seeschlacht von Salamis (20. Sept. 480 v. Chr.).
Als zu den Schiffen der Griechen die Nachricht von den Ereignissen
in den Thermopylen kam, segelte die Flotte, die sich mit der persischen
unentschieden herumgeschlagen hatte, durch den Euripus und nahm eine
neue Stellung in der Meerenge, welche die Insel Salamis von Attika trennt.
Das persische Heer hatte sich durch die Thermopylen ergossen und
zog durch Böotien und Phokis, wo eine Schaar Perser, welche das ver-
lassene Delphi plündern wollte, im Gebirge durch herabgerollte Fels-
stücke und die Waffen der geflüchteten Delphier aufgerieben wurde. Die
dräuende Gefahr rückte Athen immer näher; die Athener baten ihre Bun-
desgenossen mit ihnen dem Feinde entgegen zu gehen und Athen durch
eine Schlacht zu retten, wie es ihnen vor zehn Jahren bei Marathon
gelungen war. Allein die Bundesgenossen wagten dies nicht, sondern
bauten eine starke Mauer mit Zinnen über den Isthmus und luden die
Athener ein, binter derselben Schutz zu suchen. Unter den Athenern selbst
berrschte Zwiespalt; die einen wollten die Stadt vertheidigen und eine
Belagerung aushalten, dagegen rieth Themistokles die Stadt zu räumen
und Weiber und Kinder an einen sicheren Ort zu bringen; die Männer
aber sollten die Kriegsschiffe besteigen und durch einen Seesieg die ver-
lorene Stadt wieder gewinnen. Auch das Orakel von Delphi hatte den
Untergang der Stadt verkündigt und den Bürgern befohlen, Rettung
binter hölzernen Mauern zu suchen. Diesen Ausspruch deutete Themi-
siokles auf die Schiffe und seine Meinung drang durch. Weiber und
Kinder wurden nach Salamis oder nach Trözen im Peloponnes gebracht.
Bald rückte der Feind in die verlassene Stadt ein und erschlug die, welche
auf der Burg zurückgeblieben waren.