Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

130 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
gaben, wenn die Perser noch einmal kommen, so könne Athen doch nicht 
vertheidigt werden und sei dann nur eine Festung in der Gewalt des 
Feindes, der sich alsdann um so länger auf griechischem Boden zu be- 
haupten vermöge. Die Athener durchschauten ihre Bundesgenossen recht 
gut und Themistokles wußte Rath wie immer; er ging als Gesandter 
nach Sparta und leugnete geradezu, daß die Manern Athens gebaut 
würden, das sei eine Lüge der feindseligen Thebaner und Aegineten; 
die Spartaner möchten nur Gesandte schicken und sich mit eigenen Augen 
überzeugen. Sie thaten es, aber die Athener behielten nun die Gesandten, 
wie Themistokles mit ihnen verabredet hatte, so lange zurück, bis die 
Mauern fertig waren, an denen Jung und Alt fortbaute und Material 
nahm, wo zu nehmen war, so daß selbst Grabsteine eingemauert wurden. 
Dann erklärte er den Spartanern rundweg, die Athener hätten sich mit 
Mauern umgeben, weil sie es für gut und nützlich gefunden; überhaupt 
stehe es Sparta nicht zu, Athen befehlen zu wollen. Die Spartaner 
verbissen ihren Unmuth und ließen Themistokles ziehen; ebenso wenig 
verhinderten sie die Ummauerung des athenischen Seehafens, des Piräecus, 
die Themistokles angerathen hatte. Die Hafenstadt, sagte er, müsse der 
Zufluchtsort der Bürger sein, wenn sie Athen noch einmal räumen 
müßten; ihre Seemacht halte ihnen Meer und Rücken frei und alsdann 
dürften sie die Belagerung von der Landseite ber nicht scheuen. 
Doch kam auch Themistokles zu Falle. Aristides war zurückgekehrt 
und bewies den Athenern, daß er kein Feind des gemeinen Volkes sei, 
indem er es durchsetzte, daß auch die Bürger der vierten Klasse für alle 
Aemter wählbar sein sollten, von denen sie die solonische Verfassung 
ausschloß. Er hatte den Athenern den Oberbefehl über die Bundesge- 
nossen verschafft; des Miltiades Sohn, Kimon, erfocht glänzende Siege 
und bezauberte die armen Bürger durch seine Freundlichkeit und die 
reichlichen Gaben, welche er aus seinem ungeheuren Vermögen aus- 
theilte; Themistokles aber erbitterte sie durch seinen unverhüllten Stolz 
und Ehrgeiz sowie durch seinen Reichthum, den er sich im Kriege zu 
verschaffen gewußt batte, denn er verstand zu nehmen und sich beschenken 
zu lassen. Darum traf auch ihn der Ostrakismus (471) und die Spar- 
taner, die wohl zu schweigen wußten, aber nichts vergaßen und ver- 
gaben, benutzten die üble Laune der Athener gegen den Themistokles zu 
seinem Verderben. Sie beschuldigten ihn vor den Athenern der Theil- 
nahme an dem Verrathe des Pausanias; Themistokles wurde geächtet, 
slüchtete von Kerkyra zum König der Molosser und unter großen Ge- 
fahren nach Asien zum Perserkönige. Derjenige flüchte zu ihm, ließ er 
dem Könige Artaxerres I. melden, welcher ihm unter allen Griechen 
den meisten Schaden zugefügt habe. Artarerres nahm ihn freudig auf, 
und gab ihm das Einkommen von drei asiatischen Städten, Magnesia,
	        
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