Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Perikles. 145 
gebot aller Künste verherrlichte; auch diese verloren später ihre religiöse 
Weihe und arteten zu einem Schauspiele aus, das die Staatsgelder ver- 
schlang und reiche Bürger zu übermäßigem Aufwande nöthigte, wenn 
ste dem Mißfallen des berrschenden Volkes und den Gefahren der Volks- 
ungunst ausweichen wollten. 
Athen die Mutterstadt der vorchristlichen Kunst und Wissenschaft. 
Perikles rühmte den Athenern ihre Stadt als die Bildnerin des 
gesammten Griechenlands, und stellte neben ihren Kriegsruhm ihre all- 
seitige Bildung als ebenbürtige Genossin. Athen gab den Perserkriegen 
die nationale Richtung, welche durch Kimon zum vollständigen Siege, 
zur Befreiung der asiatischen Griechen und zu dem großen Aufschwunge 
der ganzen Nation führte. Was wiren die olpmpischen Feste gewesen 
ohne den Triumph über Asien Da wurden die Hellenen sich bewußt, 
daß sie das erste Volk der Erde seien; denn sie hatten das Größte voll- 
bracht, was je durch eine Nation geschehen. Darum rauscht ein Strom 
hellenischen Volkslebens in den Festgesängen des Pindar aus Theben, 
obgleich diese Stadt in dem großen Kampfe für Hellas nichts gethan 
hatte; der Thebaner war Hellene geworden; er feiert die Siege des 
Sprakusiers Hieron über die Etrusker, welche die Hellenen in Italien 
angegriffen hatten, erhebt den Ruhm der Spartaner von der Schlacht 
am Kithäron (Platäa), vor allen aber preist er das herrliche Athen, 
die Retterin aller Hellenen. Die Thebaner straften ihn dafür, aber 
Athen lohnte ihn. 
In:. noch engerer Verbindung mit Athen stand der Halikarnassier 
Herodot, der Vater der Geschichte; ihn erweckten die Perserkriege, wie 
den Homer die erste nationale That des Hellenenvolkes, der Kampf 
gegen das asiatische Troja. Unter Agamemnon und Achilleus waren 
die Väter einst nach Asien gezogen, um die Schmach des Menelaus zu 
rächen; sie hatten gesiegt und in Homer den Sänger ihrer Thaten ge- 
funden. Noch Größeres aber thaten die Enkel; sie gewannen große 
Schlachten, eroberten unzählige Städte, besiegten den größten König der 
Erde. Herodot sah den großen Kampf von Hellas gegen die Völker des 
Morgenlandes — Perser, Meder, Babylonier, Phönikier, Lyder, Aegyp- 
tier, Saken; das war ein allgemeiner Krieg, ein Krieg des damaligen 
Menschengeschlechts, ein weltgeschichtlicher; diese Anschauung führte Hero- 
dot auf den Gedanken, die Schicksale der verschiedenen Nätionen zu er- 
zählen und uns mit ihrem Wesen und ihren Einrichtungen bekannt zu 
machen. Als die Waffen ruhten, durchwanderte er Asien und Aegypten, 
den Schauplatz der alten Geschichte, lernte und forschte und gibt uns 
in wunderbar klarer, natürlicher und doch so volltönender Rede die er- 
worbene Kunde; rr schämt sich nie, seine Unwissenheit oder seine Zweifel 
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 10
	        
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