Die Kriegsjahre bis zu dem Frieden des Nilias. 149
theidigen, doch konnte es ihm nicht besonders schwierig werden, so lange
es die Seeherrschaft behauptete; denn einmal lag es so ziemlich im Mit-
telpunkte seines Gebietes und konnte durch den leichten und schnellen
Transport zu Schiffe seine Schwerbewaffneten, Schützen und Schleuderer
in weniger als zwei Wochen an den entferntesten Punkt bringen; sodann
waren die Städte vereinzelt und konnten sich nicht leicht zu gemeinsamem
Widerstande einigen. Die meisten derselben waren überdies zu schwach,
als daß sie auf eigene Faust einen Abfall hätten wagen dürfen.
Die Athener durften daher auf einen glücklichen Ausgang des Krieges
rechnen, sofern sie ihn nur nach den von Perikles angegebenen Regeln
fübrten. Sie antworteten also den Spartanern, wenn ihnen so viel
daran liege, daß alle Griechen frei seien, so möchten sie zuerst die la-
konischen Städte und die Thebaner die böotischen frei lassen. Mit sol-
cher unbefriedigenden Antwort kehrten die spartanischen Gesandten heim
und beim Abschiede rief einer sich umkehrend aus: „Ich sehe es, dieser
Tag wird für alle Hellenen der Anfang schweren Unglückes sein!“
Die Ariegsjahre bis zu dem Frieden des Nihias (431 — 421).
Platäáää von den Thebanern überfallen.
Den Krieg eröffnete (März 431 v. Chr.) ein Ueberfall der The-
baner, den sie gegen Platäs, Athens treue Bundesstadt, unternahmen;
sie kamen nächtlicher Weile mit Verrätherhilfe in die Stadt, wurden
aber von den aufgeschreckten Platäern in den engen Straßen so nach-
drücklich bekämpft und beworfen, daß sie sich auf die Bedingung freien
Abzugs ergaben. Allein die Matäer machten alle nieder, weil sie unab-
gesagt und nachts in ihre Stadt eingedrungen waren (Mordnacht zu
Platää würde diese Begebenheit in der Sprache des Mittelalters heißen).
Berwüstung Attikas. Die Pest in Athen.
In demselben Sommer fielen die Spartaner mit ihren Bundes-
genossen in Attika ein und verwüsteten das Land; die Bewohner zogen
sich mit ihrer Habe in die Stadt zurück, wo sie ihr Unterkommen größ-
tentheils zwischen den langen Mauern und in den Thürmen der Fe-
stungswerke fanden. Perikles aber verwüstete mit einer Flotte die Küsten
des Peloponneses und nach dem Abzuge der Spartaner das ganze Ge-
biet von Megara.
Dasselbe wiederholte sich im zweiten Jahre des Krieges; aber nun
kam zum Unglücke der Athener eine Pest in die Stadt, welche in Aegyp-
ten ihren Ursprung genommen hatte und verheerend bis in das innere
Asien gedrungen war. Sie raffte in Athen mehr Menschen hinweg, als
die blutigste Niederlage gethan hätte. Das schlimmste Uebel aber war,
daß die Bande der Ordnung und Sitte in Athen durch sie aufgelöst