154 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Frevels an den Hermessäulen (sie waren nachts verstümmelt worden.)
angeklagt und zur Verantwortung nach Hause gerufen. Er aber ent-
wich zuerst nach Thurii, von dort nach Argos und ging endlich nach
Sparta, wohin ihn die Spartaner selbst riefen; in Athen wurde er
geächtet.
Unterdessen hatte sich Rikias vor Syrakus gelagert und einen Aus-
fall kräftig zurückgewiesen; allein nun schickten auch die Korinther und
auf Alkibiades Rath die Spartaner einige Unterstützung nach Syrakus
und in dem Gylippus einen trefflichen Feldherrn, der ein Heer zu be-
fehligen und alle Hilfsmittel aufzufinden verstand. Auch die Athener
sandten dem Nikias Verstärkung; unter Eurymedon und Demosthenes
(dem Sieger von Pylos) gingen abermals 73 Schiffe mit 5000 Schwer-
bewaffneten nach Sicilien ab (413). Allein das Glück war den Athe-
nern nicht mehr günstig; ein gut angelegter und bereits gelungener
nächtlicher Angriff auf Epipolä, die hochgelegene Vorstadt von Syrakus,
wurde durch eine plötzliche Verwirrung der Stürmenden zu einer Nie-
derlage; Gplippus siegte in kleineren Gefechten und die Athener dachten
bereits an die Räumung Siciliens (August 413). Bevor aber dieser
Entschluß ausgeführt wurde, hatten die Sprakusaner eine Flotte erbaut,
und zwar viel festere Schiffe als die leichtgebauten athenischen Dreiruder
waren. Im Hafen selbst kam es zur Seeschlacht, wo die Athener in dem
engen Raume ihre Manövrirkunst nicht gehörig entwickeln konnten und
die wuchtigeren Stöße der sprakusanischen Schiffe den Ausschlag gaben.
Die athenische Flotte wurde in den Winkel des Hafens zurückgedrängt.
Vergebens suchte sie durchzubrechen; Nikias zog die Seeleute an sich und
führte die Trümmer des Heeres den 3. September landeinwärts, um
sich in einer befreundeten Stadt zu halten, bis von Athen neue Hilfe
käme. Aber die entmuthigten Männer wurden auf dem Rückzuge un-
aufhörlich angegriffen, litten an allem Mangel, und ließen sich, als sie
den brennenden Durst in einem Bache löschten, fast ohne Widerstand
niedermachen; der Rest wurde mit Nikias und Demosthenes gefangen
(10. Sept.). Gemäß einem Volksbeschlusse der Syrakusaner wurden die
beiden unglücklichen Feldberrn hingerichtet, die gemeinen Soldaten aber
in die großen Steinbrüche eingeschlossen. Hier waren sie untertags den
brennenden Sonnenstrahlen ausgesetzt, nachts dem netzenden Thau, ohne
zureichende Nahrung, zuletzt auch ohne Kleidung. Ein fürchterlicher Ge-
stank verpestete die Felsengruben und die meisten der Unglücklichen ver-
schmachteten. Von denen, welche in den Häusern der Syrakusaner als
Sklaven dienten, erhielten viele die Freibeit, indem sie durch Deklama-
tion von Stellen aus Sophokles und Euripides die Herzen ihrer Ge-
bieter rührten.
So endete das Unternehmen auf Sicilien; es kostete Athen zwei