Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

170 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
tragen, weil sie den harten spartanischen Stolz nicht ertragen konnten. 
Aber nach wenigen Jahren war ihnen die athenische Befehlshaberschaft 
noch mehr zuwider geworden, weil die Athener als Gebieter handelten, 
und sie sahen in dem peloponnesischen Kriege einen Kampf zu ihrer 
Befreiung. Sie wurden durch die spartanischen Harmosten und den 
„Beitrag“ an Sparta gründlich enttäuscht und felen von demselben 
massenhaft ab, nachdem die Schlachten von Knidos und Leuktra alle 
Gefahr beseitigt hatten. Nun entstand aber ein wunderliches verwirrtes 
Spiel unter den Bundesgenossen selbst; für sich allein konnte jede kleine 
und größere Stadt nicht bestehen, wie dies der große König in seinem 
Frieden diktirt hatte, denn für sich allein war jede zu schwach, wie z. B. 
Byzanz den Thrakiern alle Jahre eine bestimmte Summe zahlen mußte, 
damit sie ihm seine Markung nicht abärnteten. Eine kleine Stadt 
konnten sie nicht zum Vororte des Bundes machen, dessen Nothwendigkeit 
ihnen handgreiflich geworden war, einer größeren unter ihnen gönnten sie 
die Ehre nicht, daher kamen sie immer wieder auf Athen zurück. Was aber 
vor mehr als hundert Jahren geschehen war, thaten die Athener wieder; 
sie brauchten Geld und zogen das Band an, welches die Städte an 
Athen knüpfte. Nun abermals Abfall, Zank, Krieg und endlich Diktat 
des Perserkönigs. Diese Wiederholung der alten Ereignisse geschab 
aber nicht mehr mit jener Kraft und leidenschaftlichen Ausdauer, welche 
die Athener und ihre Gegner einst entwickelt hatten. Der erste Krieg 
gegen Athens Hegemonie dauerte 27 Jahre, der Bundesgenossenkrieg 2; 
in dem ersten Kriege nahm der Perserkönig gegen Athen mit großen 
Geldopfern Antheil und mußte mehr als eine Flotte ausrüsten und be- 
solden, den Bundesgenossenkrieg entschied er lediglich schon durch die 
Drohung, er werde gegen Athen auftreten, wenn es die Bundesgenossen 
nicht frei gebe. Auch die einzelnen Führer der Athener glichen den 
alten so wenig als das Volk dem alten. Dieses hatte zwar auch 
einem Kleon und ähnlichen Männern Gehör gegeben und manche Un- 
gerechtigkeit und Thorheit begangen, aber es blieb doch ein tapfercs 
Volk und selbst vom Feinde geachtet; jetzt aber dienten die Bürger gar 
nicht mehr oder nur sehr ungerne als Feld= und Seesoldaten, sondern 
sie ließen Söldner werben, wozu die Bundesgenossen ihr Geld bergeben 
sollten. Die Athener des Perikles hatten auch ihre Freude, vielleicht 
zu sehr, an Schauspielen und Bürgersold, aber die Staatskasse und 
das Privatvermögen wurde doch hauptsächlich für Krieg, Rüstungen, 
Festungswerke und öffentliche Bauten verwandt; diese späteren Athener 
dagegen warfen Summen von 30—100 Talenten aus der Staatskasse 
für Schauspiele aus, und wenn dann eine Flotte in die See gehen 
sollte, war kein Geld vorhanden. In ihrem Chares besaßen sie eine 
Karrikatur des Alkibiades; denn er war wollüstig, leichtsinnig, trieb mit
	        
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