Die Schuler des Sokrates. Platon. Aristoteles. 179
Meisters am treuesten wiedergegeben, daher wir in ihm den eigentlichen
Sokrates am besten kennen lernen. Andere Schüler des Sokrates gingen
eigene Wege; z. B. Aristipp aus Kprene, welcher einen verständigen
Lebensgenuß für Weisheit erklärte, der Stifter der kprenäischen Schule,
die später in Epikur ihre volle Ausbildung fand; Antisthenes, der Ver-
achtung aller Vergnügen lehrte und denjenigen Menschen als den glück-
lichsten binstellte, welcher am wenigsten bedürfe und dem die Tugend
allein genüge. Seine Schüler hießen die Kyniker (von dem Platze Kp-
nosarges, wo Antisthenes lehrte, so genannt), von denen Diogenes am
berühmtesten wurde.
Der ausgezeichnetste Schüler des Sokrates aber bleibt Maton (429
bis 348), dessen Schule von der Akademie, wo er lehrte, die akademische
bieß. Er lehrte die Abkunft des menschlichen Geistes von der Gottheit,
daher sehnt sich derselbe nach der Gottheit zurück in die Welt der Ideen.
Diese sind unveränderlich und ewig, und alles Irdische hat nur insofern
Wahrbeit, als es Antheil an einer Idee hat. Die höchste Idee ist die
Gottheit selbst, die Ursache von allem, was da ist und wird. Diese
kann der Mensch nicht erfassen, nur die Ideen der Wahrheit, Schönheit
und Tugend, die Ausflüsse der höchsten Idee, gestatten dem Menschen
Zugang, und nach ihnen soll er während seines ganzen Lebens streben,
damit er nach dem Tode in die höhere Welt der Ideen gelange, wo er
ursprünglich gewohnt hat, daher ihm die Erinnerung an dieselbe ge-
blieben ist. Das irdische Leben schon ist nur eine Folge des Abfalls von
den Ideen; setzt er den Abfall in diesem Leben fort, und das geschieht
durch Hingabe an das Irdische und Sinnliche, so entwürdigt er sich
immer mehr und nach dem Tode erwartet ihn als Strafe noch tiefere
Entwürdigung, indem er alsdann in einen niedrigern Leib verbannt
wird. Mlatons Lehre klingt offenbar an die pythagoräische an, ebenso
sein politisches System, welches durch seine Kasten und die Verachtung
des Weibes an die Priesterstaaten des Morgenlandes erinnert und dem
hellenischen Charakter vollständig zuwider ist, daher es auch nur ent-
stehen konnte, als der hellenische Geist gebrochen war. Trotz dieser Hin-
neigung zu dem Morgenlande sind Platons Schriften voll Ahnung des
Göttlichen und haben Jahrhunderte lang in vielen tausend Menschen den
Glauben an etwas Höheres und die Sehnsucht nach demselben erweckt
und erhalten.
Arioteles.
Patons großer Schüler war Aristoteles aus Stagira in Make-
donien (geb. 384). Dieser Universalkopf ging einen Weg bei seinen
Forschungen, welcher dem seines Meisters gerade entgegengesetzt war, aber
dennoch zu demselben Endziele führte. Aristoteles Grundsatz war: Be-
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