Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

180 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten. 
obachte, denke und schließe. Er gewann seine Begriffe durch die Be- 
obachtung der Natur, des Menschen und der gesammten Erscheinungs- 
welt, und stellte das Ergebniß seiner Forschungen in einer großen An- 
zahl von Schriften auf, deren Sprache von der platonischen ebenso ver- 
schieden ist, als der Weg es war, welchen diese genialen Männer ein- 
schlugen. Aristoteles wurde der Vater der Logik oder Denklehre, die er 
mit solcher Meisterschaft aufstellte, daß alle Jahrhunderte nur unwesent- 
lich an ihr ändern konnten. In seiner Metaphysik erfaßte er den Ge- 
danken der Gottheit so klar, als ihn die menschliche Vernunft in ihrer 
Beschränkung auf sich seldst je erfaßt hat; in seiner Ethik oder Sitten- 
lehre stellte er die Tugend als die vernünftige Thätigkeit der Seele dar, 
als den einzigen Weg zur Glückseligkeit, welchen der Mensch gehen kann 
und soll, weil sein Wille frei ist. Anerkannt ist Aristoteles auch der 
Schöpfer der Naturwissenschaften, und was uns von seinem Buche über 
die verschiedenen Staatsformen übrig ist, beweist, daß in der Politil 
ihm gleichfalls keiner der Alten an Schärfe der Beobachtung und an 
Klarheit des Urtheils gleichkam. Dieser Denker, wohl der größte aller 
Zeiten, lehrte in Athen, welches der Sammelplatz der geistigen Mächte 
blieb, nachdem es aufgehört hatte, Mittelpunkt der politischen Macht 
Griechenlands zu sein; darum wurde die Sprache Athens, die attische, 
zur griechischen Schriftsprache, und ein Mittel, durch welches die Schätze 
des griechischen Geistes über die Welt verbreitet wurden. Aristoteles er- 
zog den Sohn des makedonischen Philipp, Alerander den Großen, welcher 
dazu bestimmt war, durch die griechischen Waffen Asien zu überwältigen, 
griechische Sprache und Wissenschaft, griechisches Bürgerwesen über das 
Morgenland zu verbreiten und dieses große Ackerfeld für den Samen 
des Christenthums umzubrechen. 
—. — 
fünfehntes Kapitel. 
Philipp II., König von Maledonien (360—336 v. Chr.). 
Das makedonische Volk war, wie neuere Forschungen zu beweisen 
suchen, ein hellenischer Stamm, der hauptsächlich in den obern Thälern 
des Erigon und Haliakmon wohnte und sich von dort in die Ebene 
Emathia ausbreitete; er nahm besonders illprische Elemente auf und 
bildete sie allmählig zu Hellenen um, ähnlich wie in Deutschland slavische 
Stämme im Laufe der Zeit zu Deutschen geworden sind. Lange kam 
Makedonien zu keinem Ansehen; Thrakier und Illprier befehdeten es, 
griechische Kolonisten nahmen die besten Küstenpunkte ein und der Feld- 
zug des Darius brachte es unter persische Oberhoheit. Die Schlachten
	        
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