Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Philipp II., König von Makedonien. 181 
von Platäs und Salamis befreiten auch Makedonien; fähige Könige 
schlugen Thrakier und Illprier mit Erfolg zurück, förderten das Kriegs- 
wesen und siedelten griechische Kultur am Hofe und bei dem makedo- 
nischen Adel an; Thronstreitigkeiten verdarben aber in der Regel wieder, 
was gescheben war. 
Oben ist bereits erzählt worden, wie Theben den Pelopidas als 
Schiedsrichter nach Makedonien schickte, der mit vielen andern adeligen 
Geißeln auch den Prinzen Philipp, den jüngsten Sohn Ampyntas II., 
nach Theben abführte. Ein mehrjähriger Aufenthalt daselbst war für 
diesen jungen Mann eine treffliche Schule; als er nach Jahren hörte, 
daß die Makedonier abermals durch Thronstreitigkeiten gespalten und in 
einen unglücklichen Krieg mit den Illpriern verwickelt seien, entwich er 
heimlich aus Theben und sein erstes Auftreten bewirkte, daß er von dem 
makedonischen Adel und Volke als König anerkannt wurde (360). Er 
schlug die Illprier zurück, unterwarf die Päoner, eroberte Amphipolis 
und Pydna, schenkte Potidäa an die mächtige Stadt Olpynth, welche er 
noch nicht anzugreifen wagte, und rückte die makedonische Gränze öfstlich 
in Thrakien vor, wodurch er in den Besitz der Bergwerke des Pangäus 
kam, die ihm jährlich über 1000 Talente eintrugen. 
Pbllipps Heer. 
Pbilipp wurde der Schöpfer des makedonischen Kriegswesens. Sein 
schwerbewaffnetes Fußvolk ordnete er in die Phalanr, eine festgeschlossene, 
tiese Aufstellung, welche auch den Griechen bekannt war und besonders 
von Epaminondas in seinen Schlachten in Anwendung gebracht wurde. 
Der Makedonier verstärkte ihre Tiefe bis auf sechzehn Mann, bewaffnete 
sie mit sechzehn Fuß langen Speeren (Sarissen), so daß die Speere 
des fünften Gliedes noch über die Stirne des ersten hervorragten. Dem 
Stoße dieser 8000 Mann starken Masse, zu welcher die kräftigsten Leute 
ausgewählt wurden, vermochte die gewöhnliche Schlachtordnung auf 
offenem Felde unmöglich zu widerstehen, aber ebenso wenig konnte die 
Phalanx auf durchschnittenem Boden, wo sich ihre dichtgeschlossenen Glie- 
der trennen mußten, gut gebraucht werden. Darum beschränkte Philipp 
sein Fußvolk nicht auf die Phalanr, sondern bewaffnete und übte eine 
andere starke Abtheilung nach griechischer Weise, und aus den Thrakiern 
und Illpriern nahm er leichtbewaffnetes Fußvolk, so daß sein Heer aus 
Palanx, Hopliten und Leichtbewaffneten bestand und für jedes Terrain 
brauchbar war. Eben so organisierte er die Reiterei; aus seinen ade- 
ligen Makedoniern (später kamen zu diesen auch die Thessalier) stellte er 
eine schwere 1200 Mann starke Reiterei auf, welche ihresgleichen nicht 
fand; thrakische Stämme aber lieferten ihm treffliche leichte Reiter, so daß 
sein Heer in allen Waffengattungen das vollkommenste seiner Zeit wurde.
	        
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