Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

186 Perser und Griechen. Enropas GSieg uber Asien. 
land jedem lieferte, der gut bezahlte. So gaben sie das erste Beispiel 
eines größeren Tempelraubes; zwar hatten die Tegeaten sich einmal an 
Olpmpia erholt und selbst Epaminondas diesen Griff gebilligt; griechische 
Söldnerführer hatten den Rebellenfürsten Inarus und Nektanabis in 
Acgppten gerathen, das Eigenthum der ägpptischen Priester einzuziehen 
und damit Soldaten zu bezahlen, und die Priester entgingen der ange- 
drohten Säkularisation wirklich nur durch große Summen, die sie frei- 
willig hergaben — aber das Zugreifen der Phokier war beispiellos, und 
ihre Feinde erhoben nun ein furchtbares Geschrei gegen die Tempel- 
räuber. So entstand in Griechenland ein Religionskrieg, obwohl bereits 
keine Religion mehr zu finden war; jedermann wußte, daß die Theba- 
ner ganz und gar nicht wegen des delphischen Apollo, sondern nur aus 
Haß gegen das kleine Phokis den Amphiktvonenbeschluß erwirkt hatten, 
und ebenso gewiß hatte Philipp von Makedonien, der den „heiligen 
Krieg"“ zu Ende führte, keine Religion, sobald es auf seinen Vortheil 
ankam. Die Spartaner und Athener hätten die Phokier gerne offen 
unterstützt, aber sie waren zu schwach und scheuten sich zugleich, öffent- 
lich mit den Tempelräubern gemeinsame Sache zu machen. Diese aber 
gingen um so rüstiger zu Werke; sie schlugen die Lokrer, fielen in Thes- 
salien ein, wie schon erzählt ist, und obwohl sie dort ihren Feldherrn 
Onomarch und das Heer verloren, obwohl sie auch gegen die Böotier 
nur mit abwechselndem Glücke fochten, so waren sie doch im Stande, 
immer wieder neue Heere anzuwerben und ihren Gegnern die Spitze zu 
bieten. Die Thebaner wurden durch sie so in die Enge getrieben, daß 
sie zuletzt den Makedonier zu Hilfe riefen; dieser säumte auch nicht; der 
verzweifelnde Feldherr der Phokier, Phaläkus, schloß mit ihm einen Ver- 
trag, in welchem er gegen freien Abzug in den Peloponnes seine Lands- 
leute preisgab. Alle Städte der Phokier bis auf Abiä, das keinen Theil 
an dem Tempelraube genommen, wurden zerstört, die Einwohner in 
Dörfer vertheilt, von denen keines mehr als 50 Häuser haben durfte, 
und außerdem sollten sic jährlich 60 Talente an den Tempel bezahlen, 
bis die ganze Schuld getilgt wäre. Philipp nahm 10,000 von den 
Tempelräubern nach Makedonien mit und siedelte sie dort an. Er hatte 
nun festen Fuß in Mittelgriechenland gefaßt, und es war nur Neben- 
sache, daß ihm die zwei Stimmen der Phokier im Amphiktponenrathe 
übertragen wurden. Dies geschab 346 v. Chr. 
Philipps weiterr Anternehmungen (346—338 v. Chr.). 
Pbilipp (ntervenirt im Peloponnecé. 
Er hatte während des heiligen Krieges Miene gemacht von Thessa- 
lien gegen Böotien hervorzubrechen, aber diesmal waren ihm die Athener
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.