Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

188 Perser und Griechen. Europas Sleg über Usten. 
Zweiter heiliger Krieg. 
Schlacht von Chäronea (3. Aug. 338 v. Chr.). 
Ein athenisches Werkzeug des Philipp, der Redner Aeschines, machte 
die Entdeckung, daß die Lokrer von Amphissa delphisches Tempelland ge- 
pflügt hatten! Das Amphiktyonengericht erkannte gegen sie, und weil 
niemand mit der Exekution gegen die armen Lokrer vorangehen wollte, 
so entbrannte der fromme Eifer des makedonischen Königs. Er kan 
mit seinem Heere nach Griechenland, besetzte aber zuerst Elatea in Ph- 
kis, das Thor zu Böotien. Run gingen selbst den Thebanern die Au- 
gen auf, und die Athener sowie die andern Griechen erkannten jetzt deut- 
lich, wohin Philipps Plane zielten. Demosthenes war glänzend gerecht- 
fertigt; dieser Mann verzagte auch jetzt nicht, er entflammte die Atheuer 
zum letzten Kampfe und als Gesandter vereinte er Theben, Korinth, 
Megara, die achäischen und euböischen Städte zu einem Bunde mit Athen; 
die Spartaner versagten ihre Mitwirkung. 
Gegen 40,000 Griechen, die Mehrzahl Athener, Thebaner und an- 
dere Böotier, zogen gegen Philipp, welcher bereits mit 30,000 Mann 
Fußvolk und 2000 Reitern bei Chäronea in Böotien siand. Am 3. 
August 338 fochten die Athener und Böotier nicht unwürdig ihrer Bäter 
von Marathon und Leuktraz allein die Makedonier waren alte, kriegs- 
erfahrene Soldaten, Philipps Taktik der ihrigen überlegen, und wäh- 
rend die Athener die ihnen gegenüberstehenden Makedonier warfen, durch- 
brach die Phalanr die Schlachtordnung der Thebaner; Philipp konnte 
seinen geschlagenen Flügel wieder sammeln und der Verlust der Athener 
war eben darum bedeutender, weil sie am weitesten vorgedrungen waren 
(1000 Todte, 2000 Gefangene). Von den Thebanern war die ganze 
Schaar der 300 „Liebenden“ gefallen, sie lagen da, Leiche an Leiche auf 
dem Nlatze, den jeder im Kampfe eingenommen hatte; Alerander, Phi- 
lipps Sohn, vergoß Thränen bei dem Anblicke dieser Opfer der Vater- 
landsliebe und Freundschaft. Sein Vater hingegen ließ bei einem abend- 
lichen Gelage anfänglich seiner niedrigern Natur den Lauf; er verspottete 
die Gefangenen, bis ihm der Redner Demades, der geistreichste Schurke 
in Athen und Philipps Söldling, zurief: „Schämst du dich nicht die 
Rolle des Thersites zu spielen, der du Agamemnon sein könntest?“ 
Friede. Der Tag zu Korinth (337). 
Athen, Theben und die andern Städte sahen nun wohl, daß kein 
Widerstand mehr möglich sei; Philipp selbst benahm sich großmütbig und 
klug und gab sich den Anschein, als habe er Griechenland nie unter- 
werfen wollen und es auch nicht gethan. Er ließ den Städten ihre 
Verfassungen, legte nur in die Kadmea makedonische Besatzung und rief
	        
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