192 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Gemeindeordnungen und wollte die von den Satrapen als Sklaven be-
handelten Landbewohner zu gesetzlich regierten Unterthanen umschaffen.
Vollständig erkannte er die Wichtigkeit des Handels, nicht nur insofern
derselbe dem Staate eine reiche Hilfsquelle ist, sondern er förderte und
schützte ihn als die Grundlage des friedlichen Völkerverkehrs und höherer
Bildung; wirklich bezeugt auch die ganze Geschichte, daß kein Volk je
eine hohe Stufe der Bildung erstieg, welches sich allein mit Ackerban
und Viehzucht beschäftigte und den Handel und das höhere Gewerbe zu-
rückwies. Deßwegen gründete er auf den Handelsstraßen Asiens überall
neue Städte und wählte die Punkte mit so scharfem Blicke, daß dieselben
bis auf den heutigen Tag Stapel- und Marktplätze Asiens und Aegyp-
teus geblieben sind.
Alerander erobert Asten (334—323). SIchlacht am Granihus (334).
Als seinen Statthalter in Makedonien und als Wächter über Grie-
chenland ließ Alerander den Antipater, aus dem vornehmsten makedoni-
schen Adel, mit einem Heere von 25,000 Mann zurück und brach im
Frühjahre 334 nach Asien auf. Glücklich wurde über den Hellespont
gesetzt, und als er in das Feld am Skamander kam, opferte er den Gei-
stern der alten Helden auf dem Grabhügel des Achilleus, während sein
Freund Hephästion den des Patroklus bekränzte. Nicht weit davon er-
wartete ihn ein persisches Heer, das sich hinter dem Granikus aufge-
stellt batte, welcher als ein mäßiger Fluß von dem Ida herab in die
Propontis eilt. Der letzte Perserkönig, Darius Kodomannus, hatte den
Rbodier Memnon, einen erprobten und treuen Feldherrn, welcher zugleich
mit den Verhältnissen Griechenlands aufs genaueste bekannt war, zum
Befehlshaber ernannt, aber nicht mit unumschränkter Gewalt ausgerüstet,
sondern ihn an die Entscheidung des aus Satrapen bestehenden Kriegs-
rathes gewiesen. Diese haßten den bevorzugten Fremdling, und als
derselbe jede Hauptschlacht vermeiden und die Makedonier durch eine
vollständige Verwüstung des Landes aufhalten und zur Umkehr nöthigen
wollte, verlangten sie eine Schlacht. Sie verließen sich auf die persische
Reiterei und 30,000 griechische Söldner, welche Memnon mit persischem
Gelde geworben hatte; auch konnte Alerander ihnen nicht mehr als
30,000 Mann Fußvolk und 5000 Reiter entgegenstellen; aber sein Fuß-
volk war das beste jener Zeit und seine Reiterei zum Kampfe mit
Schwert und Speer viel besser geübt und ausgerüstet als die persische,
deren Hauptwaffen Bogen und Pfeil waren. Die Satrapen stellten das
griechische Fußvolk rückwärts und vertheidigten das Flußufer mit der
Reiterei. Alerander selbst führte seine makedonischen und thessalischen
Reiter in den seichten Fluß und zum Handgemenge mit den Persern.
Diese widerstanden dem Stoße der Makedonier nicht lange, die Reiter-