Aegypten erobert. Alexander in Innerasien. Schlacht bei Gaugamela. 195
dem Heere die Sage, der Gott Ammon habe den Alerander für seinen
Sobn erklärt; der König selbst behauptete dies niemals, und wenn er
später wirklich göttliche Ehre erlangte, so war dies dem hellenischen
Heidenthum nicht zuwider; war ja auch Herakles, von welchem die
makedonischen Könige abstammen wollten, in den Olypmp erhoben wor-
den, und hatte Theseus in Athen seinen Tempel; vermochte Alerander in
der That nicht mehr als mancher Gott und Halbgott Am gediegen-
sten lautete aber allerdings der Volksbeschluß der trockenen Spartaner:
„Wenn Alerander ein Gott sein will, so möge er es immerhin sein.“
In Aegypten verewigte er seinen Namen durch die Gründung Ale-
randriens, das binnen zwei Menschenaltern zu einer Weltstadt wurde;
denn hier tauschten Europa, Asien und Afrika ihre Erzeugnisse aus, und
bier war auch der Sitz der griechisch-morgenländischen Bildung.
Alerander in Innerasien. Schlacht bei Gaugamela (1. Okt. 331 v. Chr.).
Darius ermordet (330).
Jetzt erst, im Frühjahre 331, brach Alerander gegen das Herz der
persischen Monarchie auf, nachdem er sich den Rücken gedeckt und neue
Verstärkungen aus Makedonien und Griechenland an sich gezogen hatte.
Bei Thapsakus ging er über den Euphrat, wandte sich aber nicht gegen
Babpylon, sondern nordwärts gegen den Tigris, über den er bereits ge-
zogen war, als Darius von seinem Anmarsche Nachricht erhielt. Bei
Gaugamela, unweit Arbela, am Fuße der kurdischen Gebirge, in einer
weiten Ebene, ungefähr acht Meilen östlich von den Ruinen Ninivehs,
bot ihm Darius die Schlacht an. Sein Heer war noch zahlreicher als
bei Issus; aber weder die Reiterei, noch die 200 Sichelwagen vermochten
etwas gegen die makedonische Kriegskunst und Tapferkeit; Alerander ließ
sich durch einen persischen Heerestheil umgehen und sprengte unterdessen
die Hauptmacht auseinander (1. Oktober 331). Darius enistoh; Ale-
rander besetzte nach einander Babylon, Susa und Porsepolis; von dieser
persischen Residenz wurde ein Theil verbrannt, zur Rache für Athen,
sagte man als Entschuldigung des Frevels, den der König, vom Weine
erhitzt, befohlen haben soll. Nun suchte er den Darius in Medien auf-,
um demselben die letzte Schlacht zu liefern. Aber zwei Satrapen, Bessus
und Nabarzanes, bemächtigten sich des Unglücklichen und führten ihn nach
Baktrien ab. Alerander eilte den Verräthern nach, doch als er ihnen
auf den Fersen war, ermordeten sie den Darins und überließen Aleran-
dern den Leichnam und die Rache. Zuoerst sicherte sich dieser die Pässe
des Kaukasus und wandte sich dann nach Baktrien, wo Bessus als Ge-
bieter schalten wollte. Noch einmal mußte er von der Verfolgung ab-
lassen, weil sich die Arier gegen ihn empörten. Er schlug und unter-
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