Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

196 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
warf sie und gründete das arische Alerandrien (Herat), unterwarf hier- 
auf das Land bis gegen Gedrosia, ließ sich von den Arachosiern huldigen 
und legte das arachosische Alerandrien an (Kandahar). Dann wandte 
er sich wieder gegen Baktrien, gründete ein neues Alerandrien am Fuße 
des östlichen Kaukasus und ließ 7000 Makedonier und einen persischen 
Satrapen zurück. Bessus entfloh über den Orus nach Sogdiana, Ale- 
rander folgte ihm über den reißenden Strom und jett überlieferten die 
Perser, welche mit Bessus geflohen waren, den Verräther, welchen Ale- 
rander kreuzigen ließ. 
Unzufriedenheit der Makedonier. 
Im Drangianerlande (Sedschestan) rastete das Heer; Spuren von 
Unzufriedenheit waren mehrmals vorgekommen, nunmehr wurde eine Ver- 
schwörung gegen Aleranders Leben entdeckt, in welche der junge Philotas 
und dessen Vater. Parmenion verwickelt sein sollten. Alerander stellte 
den Philotas vor das makedonische Kriegsgericht, d. h. das ganze Heer 
entschied über Schuld oder Unschuld; es verurtheilte den Philotas und 
steinigte ihn, Parmenion aber, Philipps und Aleranders vieljähriger 
Feldberr, der mit einem Heere in Ekbatana stand, wurde durch geheime 
Hinrichtung beseitigt. Was übrigens viele Makedonier sehr wider Ale- 
randern erbitterte und Verschwörungen erleichterte, war, daß Alerander 
die Perser griechisch bilden und 30,000 ihrer jungen Leute griechisch be- 
waffnen und einüben ließ. Die Makedonier wollten als Soldaten herr- 
schen, die Barbaren ausbeuten und nicht mit den Persern verschmolzen 
werden, und sie nahmen es ihrem Könige bitter übel, daß er morgen- 
ländische Bräuche einführte und von den Makedoniern die Annahme der 
Sitten eines besiegten Volkes verlangte. Dieser Groll der Makedonier 
veranlaßte Alerandern auch zu einem blutigen Frevel;z Klitus, des Kö- 
nigs Retter am Granikus, machte bei einem Gastmahle Alerandern die 
herbsten Vorwürfe; er wurde binausgeführt, aber trunken, wie er war, 
stürmte er wieder herein, schimpfte auf Alexandern und dieser, von Zorn 
und Wein glühend, durchrannte ihn mit dem Speer. Er bereute nüchtern 
seine That schmerzlich und nur neue Unternehmungen waren im Stande, 
sein verdüstertes Gemüth von dem Schatten des Gemordeten zu befreien. 
Indischer Feldzug (327—325 v. Chr.). 
Noch einmal mußte Alerander nach Sogdiana an den Orus und 
Jaxartes ziehen und eine große Empörung niederschlagen. Alsdann, 
nach mehr als dreimonatlicher Rast brach das Heer 327 zum indischen 
Feldzuge aus Baktrien auf. Auf dem Marsche wurde manche Stadt 
bezwungen, darunter auch die Felsenfeste Aornos, und glücklich vereinigten 
sich alle Heeresabtheilungen am oberen Indus. Im Frühlinge 327
	        
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