Auflösung der großen Monarchie Alexanders. Griechenlands Ringen. 201
mit 22,000 Mann heranzog. Zwar schlug und tödtete er den Leonnatus
in einer Schlacht (Spätherbst 323), konnte aber nicht hindern, daß An-
tipater die geschlagenen Truppen an sich zog und sich mit einem zweiten
Heere, welches Kraterus herbeiführte, vereinigte. Das griechische Heer
war durch den Abzug der Aetolier und anderer Bundesgenossen auf
25,000 Mann zusammengeschmolzen, denen eine doppelt so starke make-
donische Heeresmasse entgegenstand; die Schlacht von Kranon (Aug. 322)
mußte also wohl verloren gehen. Die thessalischen Städte wurden er-
stürmt und der harte Antipater rückte gerade auf Athen los.
Athens Bestrafung. Tod des Demosthenes.
Die erschrockene Stadt schickte den Phokion und Demades nach
Theben zu Antipater. Dieser verlangte Ersatz für die Kriegskosten, die
Auslieferung des Demosthenes und des gleichgesinnten Redners Hype-
rides, Verwandlung der Demokratie in eine Oligarchie; Samos und
Oropos mußten abgetreten und eine makedonische Besatzung in die Mu-
nychia aufsgenommen werden. Athen mußte in alles willigen; wer nicht
2000 Drachmen reines Vermögen hatte, verlor das Bürgerrecht und
mußte aus der Stadt; 12,000 Bürger (Proletarier) traf dieses Schick-
sal (sie bettelten in Griechenland umher, oder wurden nach Thrakien
deportiert), und nur 9000 besaßen so viel Vermögen, daß sie in der
Vaterstadt bleiben durften.
Demosthenes und Hyperides entslohen; von Antipater nachgeschickte
Häscher ereilten den Hyperides und tödteten ihn; sie wollten sich auch
des Demosthenes bemächtigen, der nach Kalauria in den Tempel des
Poseidon geflüchtet war; da nahm er Gift; mit ihm starb der letzte
Athener alten Sinnes und der unglücklichste von allen. Athen erbob sich
nie mehr; die Prahlerei mit den Thaten der Vorfahren war fortan der
Mantel, mit dem es seine Blöße deckte; Schmeichelei gegen die könig-
lichen Theiler des Erbes Aleranders machte es vor andern griechischen
Städten bemerklich und dadurch erwarb es gewissermaßen ein Recht bei
ihnen um Korn und Geld zu betteln. Doch blieb Athen die Stadt der
philosophischen Schulen, ein Sammelplatz für Künstler und bebielt dadurch
Bedeutung noch in den ersten Jahrhunderten des Christenthums.
DBas Rönigliche Haus und Aleranders Feldherren, die sogenannten Diadochen
(323—281 v. Chr.).
Alerander hinterließ einen unmündigen Sohn von des Darius
Tochter Barsine, Herakles, der aber nicht als ebenbürtig galt, weil
seine Mutter Kriegsgefangene gewesen; Aleranders zweite Gemahlin
Rorane gebar drei Monate nach seinem Tod einen Sohn, der nach
seinem Vater benannt wurde; dieser Säugling sollte Kronerbe sein, be-