Griechenland. 213
Gewalt von Tyrannen und makedonische Besatzungen schreckten von Ver-
suchen ab, die alten Gesetze wieder herzustellen. Als aber Makedonten
selbst unter der Geißel inneren Krieges und der Einfälle der Barbaren
litt und Actolien seinen Bund errichtet hatte, verbanden sich (281) zu-
erst Dyme und Paträ; darauf vertrieben Tritäg und Pharä die frem-
den Besatzungen und 277 folgte Aegion, das setzt Vorort wurde. Durch
diese Verbündeten ward der Tprann von Bura erschlagen, der von Ke-
rinea trat freiwillig ab, der von Pellene entsloh und diese Städte nebst
Leontium traten dem Bunde bei, welcher nun zehn Städte zählte (Helike
und Olenos eristirten nicht mehr).
In diesem Bunde hatte jede Stadt gleiches Recht, durfte aber kei-
nen anderen Bund eingehen, für sich allein weder Krieg anfangen noch
Frieden schließen, entsagte also nach außen ihrer politischen Selbständig-
keit. Zwei Strategen (Präsidenten) (seit 250 nur einer), welche frei
aus allen Achäern gewählt wurden und ein Grammateus (Landschreiber)
leiteten mit zehn Demiurgen (lede Stadt wählte einen) die Bundes-
geschäfte und brachten dieselben vor die Bundesversammlung, wo man
mit ja und nein abstimmte.
Die Wiederherstellung Griechenlands durch Aratus versucht.
Dieser harmlose Bund der Achäer erhielt plötzlich eine für ganz
Griechenland wichtige Bedeutung durch den Sikyonier Aratus, einen
der letzten großen Griechen. Geboren 270 v. Chr. hatte dieser seinen
Vater, einen angesehenen Bürger, durch den Tyrannen seines Heimaths=
ortes verloren und war dadurch mit einem unauslöschlichen Hasse gegen
alle Tprannei erfüllt worden. Von Argos, in welche Stadt ihn seine
Angehörigen gestüchtet hatten und wo er herangewachsen war, machte er
sich zur Befreiung Sikyons auf, wo ein neuer Tpyrann herrschte. Aratus
warb entlaufene Sklaven und dienstlose Soldaten (diese trieben gelegent-
lich wie die deutschen Söldner Wegelagerei), überstieg mit Tagesanbruch
die Mauer, rief die Bürger zu den Waffen und nahm die Söldner des
Tpyrannen gefangen. Der Tprann entsloh und die Bürger brannten sein
Haus nieder (250 v. Chr.). Nun bat Sikvon die Achäer, seine Nach-
barn, um Aufnahme in ihren Bund, was diese willig gewährten, weil
es beiden Theilen zum Vortheil gereichte. Aratus wurde zum Strategen
gewählt, nach dem gesetzlichen Zwischenjahre zum zweitenmale, und wäh-
rend dieses Amtes gelang ihm eine noch wichtigere Unternehmung als
die Befreiung Sikpons. Korinth, die Stadt und Bergfeste, war nämlich
in der Gewalt der Makedonier. Aratus verschaffte sich Einverständnisse
mit einigen Söldnern und nahm die Stadt sammt der Burg durch einen
raschen Ueberfall weg. Die Korinther traten auf die Ermahnung ihres
Befreiers in den achäischen Bund, welcher sich nun im Besitze der wich-