218 Die Römer.
welche deßwegen von den Griechen in ältester Zeit Denotria d. h.
Weinland genannt wurde.
Nur der südlichste Theil der Halbinsel hieß früher Italien, und der
Name breitete sich erst allmählig über das Ganze aus. In späterer
Zeit wurde es in Ober-, Mittel= und Unteritalien eingetheilt; Ober-
italien reichte von den Alpen bis zum Rubiko und Makra, Mittelitalien
bis zum Silarus und Frento, wo Unteritalien anfing.
In alter Zeit bewohnten vielerlei Völker die Halbinsel, die schon
in der Urzeit eine mächtige Anziehungskraft ausübte. In Oberitalien,
namentlich im apenninischen Gebirge, hausten zum Theil noch in Höhlen
die abgehärteten Ligurer und am adriotischen Meere die Veneter, wahr-
scheinlich ein illyrischer Stamm. Zwischen ihnen hatten sich zu beiden
Seiten des Po die Tusker (Etrusker, Tyrrhener) festgesetzt, deren Haupt-
stadt Felsina (Bologna) war; aber um das Jahr 600 v. Chr. drangen
gallische Völker in das Pogebiet vor und besetzten dasselbe.
Mittelitalien wurde von Volksstämmen bewohnt, die man unter
dem Namen Opiker (Opici, Osci, Ausones) begriff. Sie waren mit
den Griechen verwandt (gehörten zu der sogenannten arisch-pelasgischen
Völkergruppe) und theilten sich in Umbrer und Latiner. Als Ausläufer
der Umbrer werden die Sabiner betrachtet, von welchen die kräftigen
Stämme der Samniter, Marser, Bestiner, Marruciner, Peligner, Picen-
tiner und Lukaner ausgingen (Sabeller). Der Name Umbrien blieb
nur der Landschaft zu beiden Seiten des Apennin, vom obern Tiber
bis an das adriatische Meer (die heutige Landschaft von Perugia, Urbino
und ein Theil der Romagna).
Die Etrusker (Tusker, Tyrrhener), die sich selbst Rasenen nannten,
behielten diesseits des Apennin das Land von der Makra bis zur Tiber-
mündung (so ziemlich das heutige Toskana), nachdem sie ihr großes
Gebiet am Po an die Gallier und ihre Kolonicen in Kampanien (z. B.
Kapua) an die Sabeller verloren hatten. Sie hatten 12 größere
Städte, die von sogenannten kyklopischen Mauern umgeben waren, und
waren nach ihrer Weise ein sehr religiöses Volk, das seinen Götterkult
auf das genaueste ausgebildet hatte. Ihre Verfassung war eine aristo-
kratische; die adeligen Familien, die Lukumonen, waren außerdem auch
die priesterlichen. Die Tusker besaßen große Erfahrung in einzelnen
Künsten und Gewerben und trieben einen weit ausgebreiteten Land= und
Seehandel.
Am Tiber und Anio, in den Vorbergen des Apennin und an der
Küste von Cäre bis Terracina saß das latinische Volk, dessen dreißig
Städte in einen Bund vereinigt waren und zu Albalonga, später im
Haine der Ferentina ihre Bundesversammlungen hielten. Auch die Latiner
waren arbeitsam, tapfer und religiös.